Fox-Moderator attackiert Wissenschaftler "Du winziges Gehirn"

Der Historiker Rutger Bregman will höhere Steuern für Reiche. Deshalb bat ihn ein Moderator von Fox News - dem Haussender von US-Präsident Trump - zum Interview. Das endete in wüsten Beschimpfungen.

Höhere Steuern für die Reichen: Mit dieser Forderung sorgte der niederländische Historiker Rutger Bregman kürzlich für Aufsehen beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Auch bei Fox News, dem konservativen Lieblingssender von US-Präsident Donald Trump, wurde man auf den Wissenschaftler aufmerksam. Moderator Tucker Carlson lud Bregman zu einem Interview ein. Doch das geriet schnell aus dem Ruder. Dies zeigt ein jetzt von Bregman veröffentlichter Mitschnitt.

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Zu Beginn des Gesprächs lobt Carlson noch Bregmans kritischen Auftritt als "vielleicht den großen Moment der Davos-Geschichte". Das Weltwirtschaftsforum gilt vielen Trump-Anhängern als Treffen der verhassten "Globalisten". Als der Präsident im vergangenen Jahr in die Schweiz reiste, schrieb eine Fox-Kommentatorin , er fordere dort "die Welt-Eliten heraus".

Moderator Carlson scheint Bregman als Verbündeten für solche Interpretationen zu sehen. Doch der Niederländer schlägt ohne Vorgeplänkel einen anderen Kurs ein: Eine große Mehrheit der US-Amerikaner sei laut Umfragen für höhere Steuern. "Aber niemand sagt das in Davos, genauso wie es niemand auf Fox News sagt." Seine Erklärung: "Die meisten Leute in Davos, aber auch hier auf diesem Kanal, sind von der Milliardärsklasse gekauft worden."

Der niederländische Historiker Rutger Bregman

Der niederländische Historiker Rutger Bregman

Foto: imago/Hollandse Hoogte

Carlson bleibt zunächst noch sachlich und versucht, zurück auf die Steuerdebatte zu kommen. Bregman verweist darauf, dass der Spitzensteuersatz in den USA früher zwischen 70 und 90 Prozent lag. Der Fox-News-Mann entgegnet, damals habe man aber auch noch eine breite industrielle Basis gehabt, die es heute nicht mehr gebe.

"Du bist ein Millionär, der von Milliardären finanziert wird"

Bregman sagt, die USA seien auch heute noch mächtig genug, um gegen Steuerhinterziehung vorzugehen. Doch schließlich wisse man von Trump selbst nicht, wie viele "Milliarden er auf den Bermudas oder Cayman Islands versteckt hat". Über solche Themen werde wegen Korruption nicht berichtet. Dann erwähnt er die Familie von Rupert Murdoch, dem australischen Verleger, zu dessen Imperium auch Fox gehört. "Was die Murdochs wirklich wollen, ist, Einwanderern die Schuld zu geben, statt über Steuervermeidung zu sprechen."

Spätestens jetzt kippt die Stimmung. Carlson will wissen, ob er nach Ansicht von Bregman Befehle der Murdochs erhalte. So einfach funktioniere das nicht, sagt der Historiker. Aber Carlson sei seit vielen Jahren Mitglied der Denkfabrik Cato Institute, die von den erzkonservativen Milliardären Charles und David Koch mitfinanziert wird. "Du hast ihr schmutziges Geld genommen", so Bregman. "Du bist ein Millionär, der von Milliardären finanziert wird."

Carlson ringt kurz um Fassung. Dann wendet er ein, Bregman könne Fox News doch gar nicht empfangen. "Hast Du vom Internet gehört?", gibt der Niederländer zurück. "Ich kann nicht behaupten, dass ich ein großer Freund deiner Show bin. Aber wenn Du mich einlädst, mache ich meine Hausaufgaben." Er freue sich ja, dass Carlson nun auch das Steuerthema entdeckt habe. "Aber Sie sind nicht Teil der Lösung, Herr Carlson, Sie sind tatsächlich Teil des Problems."

Der Fox-Mann wird ausfallend. "Warum fickst Du Dich nicht selbst, du winziges Gehirn?", fragt er Bregman. Er habe dem Historiker ein Forum geben wollen, aber Bregman sei "ein Idiot" und "nervig". Der antwortet grinsend: "Du kannst mit der Kritik nicht umgehen, oder?" Carlson werde das Interview wohl nicht senden.

Tatsächlich ließ Carlson nach öffentlichem Druck durch Bregman erklären, er schätze "viele Standpunkte". Leider habe sein Gast die Gelegenheit zu einer informativen Debatte in eine "offensichtlich kalkulierte Kampagne persönlicher Beleidigungen" verwandelt. "Wir waren enttäuscht von diesem Segment und haben zu viel Respekt für die Zeit unseres Publikums, um es zu senden."

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