Frühjahrsgutachten
Forscher sehen Trump als Gefahr für deutsches Wachstum
Deutschlands Wirtschaft wächst stärker als bislang erwartet - das ist die gute Nachricht im Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute. Die schlechte: Trumps Handelspolitik gefährdet die deutsche Industrie besonders.
Die deutsche Wirtschaft wird 2017 um 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wachsen. Zu dieser Prognose kommen führende Wirtschaftsinstitute in ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung.
Damit hoben die Wirtschaftsforscher ihre Vorhersage für 2017 leicht an. Im Herbstgutachten waren sie noch von einem Plus von 1,4 Prozent ausgegangen. Für 2018 prognostizieren sie nun ein Wachstum von 1,8 Prozent, zuvor waren 1,6 Prozent vorhergesagt worden.
Zugleich warnen die Forscher vor erheblichen Risiken, insbesondere aus den USA. Die Regierung von Donald Trump verfolge eine "protektionistische Agenda, deren Umsetzung negativ auf Welthandel und Weltproduktion wirken würde", heißt es im Gutachten. "Die deutsche Industrie wäre aufgrund ihrer starken Exportorientierung wohl in besonderem Maße negativ betroffen." Allerdings könnten finanzpolitische Impulse in den USA auch die Konjunktur anschieben.
Als Risiko sehen die Forscher auch politische Entwicklungen in Europa wie die Wahlen in Frankreich und Deutschland sowie die Brexit-Verhandlungen über den EU-Austritt der Großbritanniens.
"Höchste Zeit für langfristige Wirtschaftspolitik"
Deutschland befindet sich dem Gutachten zufolge im fünften Jahr eines moderaten Aufschwungs. "Im ersten Quartal 2017 dürfte die deutsche Wirtschaft nochmals an Tempo zugelegt haben", heißt es. Getragen wird der deutsche Aufschwung vor allem durch den Konsum, weniger durch Investitionen und Exporte.
Die Arbeitslosenquote wird den Forschern zufolge 2017 auf 5,7 Prozent sinken und 2018 weiter auf 5,4 Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte in den zwei Jahren um rund eine Million auf 44,56 Millionen steigen. Zugleich werde die Inflation von 0,5 Prozent im Vorjahr spürbar auf 1,8 Prozent im laufenden Jahr klettern und dürfte so die Kaufkraft der Verbraucher etwas schmälern.
Von der Politik forderten die Institute bessere Rahmenbedingungen für private Investitionen und mehr Vorkehrungen, um die Alterung der Gesellschaft abzufedern. "Es ist höchste Zeit, dass die Wirtschaftspolitik stärker an der langen Frist ausgerichtet wird." Hierzu müsse man Abgabenbelastungen begrenzen und mehr in Bildung investieren.
Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute dient der Bundesregierung als Basis für eigene Prognosen. Beteiligt an dem Gutachten sind unter anderem das Münchner Ifo-Institut, das Berliner DIW, das Essener RWI, das Kieler IfW und das IWH Halle.