Analyse der Hans-Böckler-Stiftung Gaspreisbremse entlastet reiche Haushalte stärker als bedürftige

Mit der Gaspreisbremse soll Bürgern in der Energiekrise geholfen werden. Nun kommt eine Studie zu dem Schluss: Wer eine Villa mit Pool hat, dem wird mehr als achtmal so viel geholfen wie Menschen in einer Mietwohnung.
Mietshaus in Niedersachsen

Mietshaus in Niedersachsen

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Im Eiltempo hat eine Regierungskommission ein Konzept vorgelegt, mit dem Privathaushalte und Unternehmen geholfen werden soll, die steigenden Gaspreisen zu stemmen. Die sogenannte Gaspreisbremse entlastet laut einer Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung allerdings Haushalte mit viel Geld mehr als Haushalte mit wenig Geld. Zunächst hatte hierüber »Die Zeit« berichtet.

Demnach bekommen zwar die ärmsten zehn Prozent der Haushalte durch die Gaspreisbremse im Schnitt 893 Euro im Jahr erstattet. Ihre Heizrechnung würde sich bei unverändertem Verbrauch fast halbieren. Sie müssten statt 2116 Euro nur noch 1222 Euro für Gas ausgeben.

Es ist aber nicht so, dass die Regierung nur denen hilft, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind . Die oberen zehn Prozent der Haushalte würden laut der Studie im Schnitt um 1375 Euro entlastet werden. Die Besitzerin einer Villa mit Pool und einem Verbrauch von 90.000 Kilowattstunden im Jahr etwa erhält nach Berechnungen des IMK eine Erstattung von 9648 Euro im Jahr. Beim Mieter einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit einem Verbrauch von 11.000 Kilowattstunden jährlich sind es nur 1179 Euro.

Der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, sagte dem SPIEGEL, dass die Gaskommission der Regierung diese Problematik erkannt habe. Sie habe einen »deutlichen Prüfauftrag an die Bundesregierung gegeben, wie man die Entlastung zumindest bei Haushalten mit extremem Energieverbrauch begrenzen kann«.

»Die Regierung darf diesen Auftrag jetzt nicht ignorieren«

Eine im Kommissionsbericht genannte Möglichkeit wäre laut Dullien eine festgeschriebene Höchstzahl an Kilowattstunden, die als Grundkontingent gutgeschrieben werden. »Die Regierung darf diesen Auftrag jetzt nicht ignorieren, sonst droht am Ende eine soziale Schieflage der Entlastungen und Skandalisierungspotenzial durch Populisten«, sagte Dullien.

Für die IMK-Analyse wurden in statistischen Erhebungen die Ausgaben für Energie und der Verdienst abgefragt. Die Ergebnisse beziehen sich auf Einpersonenhaushalte. Wenn mehr Menschen in einem Haushalt leben, fallen Verbrauch und Entlastungssumme dementsprechend höher aus.

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Ausgangspunkt der Erhebungen ist ein Gaspreis von 25 Cent je Kilowattstunde im neuen Jahr. Neukunden zahlen derzeit etwa 24 Cent.

svs

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