Gigantische Staatsverschuldung
Rating-Riese zweifelt an Kreditwürdigkeit der USA
Den USA drohen wegen ihrer Neuverschuldung Konsequenzen an den Finanzmärkten: Die Rating-Agentur Standard & Poors spricht von einer 33-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass das Land seine Top-Bewertung verliert. Die Aktienkurse brechen ein, Gold zieht an.
Händler an der Wall Street: Dow Jones startet mit Verlusten
Foto: BRENDAN MCDERMID/ REUTERS
New York - Der Rating-Riese
Standard & Poor's stellt die Top-Bonität der USA in Frage. Die US-Kreditwürdigkeit werde zwar weiter mit der Bestnote "AAA" bewertet, der Ausblick sei jedoch negativ, teilte S&P am Montag in New York mit. Es droht also eine Herabstufung in den kommenden zwei Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu komme, liege bei 33 Prozent, sagte eine Analystin der Rating-Agentur.
Die USA hätten zwar ein hohes Einkommen, eine flexible Wirtschaft und eine niedrige Inflation teilte S&P mit. Innerhalb der kommenden zwei Jahre könnten diese Vorteile jedoch von den wachsenden Staatsschulden aufgewogen werden. Die USA hätten im Vergleich zu anderen Ländern mit Bestbewertung ein "sehr hohes" Haushaltsdefizit.
Allein im laufenden Haushaltsjahr häuften die USA bis zu 1,65 Billionen Dollar neue Schulden an, mehr als zehn Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Gesamtverschuldung beträgt mehr als 14,2 Billionen Dollar. Das ist gemessen an der Wirtschaftsleistung das größte Minus seit rund 50 Jahren.
Die US-Regierung wies die Entscheidung der Rating-Agentur scharf zurück: "Der negative Ausblick unterschätzt die Fähigkeit der Führer Amerikas, gemeinsam die schwierigen finanzpolitischen Herausforderungen anzugehen, vor denen die Nation steht", sagte Finanzstaatssekretärin Mary Miller. Demokraten und Republikaner stimmten darin überein, das Staatsdefizit zu senken.
Bis spätestens Juli muss der Kongress die gesetzliche Schuldenobergrenze anheben, damit die USA zahlungsfähig bleiben. Derzeit liegt die Grenze bei 14,3 Billionen Dollar, der Staat steht also kurz davor, die Grenze zu überschreiten. Allerdings ist eine Anhebung wegen des politischen Streits zwischen den Parteien um den US-Haushalt noch nicht gesichert.
Dax fällt um zwei Prozent
An den Märkten sorgte die Entscheidung der Rating-Agentur für erheblichen Wirbel: An den Aktienmärkten brachen die Kurse ein, während der Goldpreis anzog. Zugleich flüchteten viele Anleger in deutsche Staatsanleihen. Der Euro stieg zunächst wieder über die Marke von 1,43 Dollar, konnte sich auf diesem Niveau aber nicht lange halten. Am Abend war die Gemeinschaftswährung 1,42 Dollar wert.
Am US-Rentenmarkt fielen die Kurse der Staatsanleihen etwa ein halbes Prozent, so dass die Renditen deutlich anstiegen. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen rentierten daraufhin mit 3,44 Prozent, während die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bei 3,3 Prozent lag. Der Dax
verdoppelte seine Verluste und fiel um zwei Prozent auf 7023 Punkte.
Auch die US-Börsen starteten schwach in die Woche: Der Dow Jones
rutschte nach einer halben Stunde um 1,8 Prozent auf 12.120 Punkte ab. Der S&P-500-Index fiel zeitweise um 1,66 Prozent auf 1298 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq gab der Auswahlindex Nasdaq 100
zwei Prozent nach.