"Green Deal" EU-Kommission setzt auf Öko-Landwirtschaft

Mit dem "Green Deal" will die EU-Kommission bis 2030 mehr CO2 sparen als bisher vorgesehen. Nun hat die Behörde erstmals konkrete Projekte vorgestellt, wie das gelingen soll.
Mitarbeiter des Bio-Lieferanten "Gemüsekiste" in Niedersachsen (Symbolbild)

Mitarbeiter des Bio-Lieferanten "Gemüsekiste" in Niedersachsen (Symbolbild)

Foto: Julian Stratenschulte/ DPA

Erinnern Sie sich noch an den "Green Deal" der EU-Kommission? Das ist Ursula von der Leyens Überschrift für ihren Großplan, um die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. In der Coronakrise haben sich manche Prioritäten verschoben und im Vergleich zu so manchen Hilfsprogrammen mutet das, was derzeit für den Klimaschutz getan wird, auch eher klein an. Dennoch: Es soll losgehen - und die EU-Kommission hat erstmals konkrete Vorschläge gemacht, wie sie ihr ehrgeiziges Klimaziel erreichen will.

Der für die Klimapolitik der Brüsseler Behörde zuständige EU-Kommissar Frans Timmermans versuchte noch eine Brücke zu schlagen: "Die Coronavirus-Krise hat uns vor Augen geführt, wie verwundbar wir sind und wie wichtig es ist, das Gleichgewicht zwischen menschlichem Handeln und der Natur wiederherzustellen."

Besonders im Fokus des Green Deals hat die EU-Kommission die Bauern in der EU, stammen doch rund zehn Prozent des in der Union ausgestoßenen Klimagases CO2 aus der Landwirtschaft. Konkret soll deshalb für gesunde und umweltfreundliche Ernährung in der EU der Einsatz gefährlicher oder schädlicher Pestizide nach Ansicht der Kommission innerhalb von zehn Jahren halbiert werden.

Weniger Ernte für die Bauern

Wie aus der nun vorgestellten Strategie der Brüsseler Behörde hervorgeht, sollte zudem der Gebrauch von Dünger bis 2030 mindestens um 20 Prozent zurückgehen, der Verkauf von Antibiotika und anderer Wirkstoffe etwa für Nutztiere und Aquakulturen um 50 Prozent. Der Anteil des Ökolandbaus soll im Gegenzug auf 25 Prozent steigen.

"Das ist die konkrete Übersetzung dessen, was wir mit dem "Green Deal" angekündigt haben", sagte Timmermans, der auch Vizechef der EU-Kommission ist. Die Beziehung des Menschen zur Natur müsse neu kalibriert werden. Damit Bauern moderne Technologien einsetzen könnten, sollten alle ländlichen Gebiete in der EU bis 2025 Breitbandzugang haben, heißt es in der Strategie "Vom Hof auf den Teller", aus der später Gesetzesvorschläge werden sollen.

Damit Verbraucher im Supermarkt sich künftig informierter entscheiden können, schlägt die EU-Kommission zudem ein verpflichtendes Nährwertlogo auf der Vorderseite von Lebensmitteln vor. Deutschland führt ein solches Logo für Fertigprodukte bereits ein - allerdings auf freiwilliger Basis der Hersteller. Die deutschen Regeln sollen noch in diesem Jahr in Kraft treten.

Während Umweltverbände die Pläne begrüßten, fürchten einige landwirtschaftliche Gruppen, dass ein weites Verbot von Pestiziden zu sinkenden Ernteerträgen führen könnte. Sie fordern die Kommission auf, die Auswirkungen der Maßnahmen weiter zu bewerten, bevor Ziele endgültig festgezurrt werden. Die Ziele sind noch nicht verbindlich, EU-Parlament und EU-Rat müssen noch zustimmen.

apr/dpa/Reuters
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