360.000 Bürger ausgewandert Griechenland laufen die hochqualifizierten jungen Menschen davon

Wegen der Wirtschaftskrise sind im laufenden Jahrzehnt insgesamt rund 360.000 Griechen ausgewandert - darunter viele Ärzte, Krankenpfleger, Ingenieure. Die Folgen für das Land sind erheblich.
Straßenszene in Athen (Archivbild)

Straßenszene in Athen (Archivbild)

Foto: LOUISA GOULIAMAKI/ AFP

Die allerschwerste Finanzkrise scheint in Griechenland vorerst überstanden. Doch die mittel- und langfristigen Auswirkungen werden noch lange spürbar sein. So haben seit 2010 gut 360.000 Griechen ihr Heimatland verlassen. Als Hauptgründe nannte das größte griechische Wirtschaftsinstitut KEPE Perspektivlosigkeit, niedrige Löhne und hohe Arbeitslosigkeit. Die KEPE-Studie wurde am Sonntag in der Athener Zeitung "Kathimerini" veröffentlicht.

Auch die Geburtenrate sei derart gefallen, dass die griechische Bevölkerung - sollte dieser Trend anhalten - in den kommenden fünf Jahrzehnten um die Hälfte schrumpfen werde. Die Folgen wären drastisch. So müsste das Rentenalter von heute 67 Jahre auf 73 Jahre erhöht werden, hieß es in der Studie weiter. Aktuell hat das Land etwa 10,8 Millionen Einwohner.

Nach Angaben des Athener Ärzteverbands sind seit 2010 geschätzt etwa 18.000 junge griechische Ärzte sowie Tausende Krankenpfleger ausgewandert. Auch Ingenieure und andere hochqualifizierte junge Menschen sind gegangen. Die Mehrheit von ihnen arbeitet heute in Großbritannien, Deutschland und den arabischen Golfstaaten.

Nach acht Jahren Spar- und Hilfsprogrammen war Griechenland am 20. August aus den Finanz-Hilfsprogrammen entlassen worden. Das Land muss sich in den kommenden Jahren nun wieder aus eigener Kraft finanzieren, wird aber von den Euro-Partnern überwacht. Bis 2022 muss der Haushalt einen jährlichen Primärüberschuss (ohne Zahlungen für den Schuldendienst) von 3,5 Prozent erreichen. Daran sind weitere Schuldenerleichterungen geknüpft.

Kurz vor Weihnachten hatte das Parlament in Athen den Haushalt für das Jahr 2019 gebilligt. Dieser basiert auf der Annahme eines Wirtschaftswachstums von 2,5 Prozent; für dieses Jahr werden 2,1 Prozent erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt soll auf 190 Milliarden Euro steigen; von rund 183 Milliarden Euro im Jahr 2018. Zudem soll die Arbeitslosigkeit auf 16,7 Prozent sinken.

jok/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten