Angst vor dem Euro-Aus Griechische Bankkunden plündern ihre Konten

Griechen am Geldautomat: Angst vor dem Euro-Aus
Foto: Petros Giannakouris/ APAthen - Die zähen Verhandlungen zwischen Athen und Brüssel bereiten den griechischen Banken immer größere Probleme. Aus Sorge vor der ungewissen Zukunft plündern immer mehr Anleger ihre Konten - was die Kapitalreserven der Banken dahinschmelzen lässt.
Wie viel Geld Sparer derzeit tatsächlich abziehen, kann nur geschätzt werden; die Angaben sind höchst widersprüchlich. Laut der Nachrichtenagentur Reuters summierten sich die Abflüsse zuletzt auf 300 bis 500 Millionen Euro - pro Tag. Nach Angaben der "Financial Times" sind es 200 bis 300 Millionen Euro pro Tag.
Zwei griechische Banker wollen diese Zahlen auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE weder dementieren noch bestätigen. Die Lage sei "nicht kritisch, aber beinahe kritisch", hieß es. Man rechne damit, dass im Februar mehrere Milliarden Euro insgesamt von den Konten abgehoben werden.
Schon im Dezember waren rund fünf Milliarden Euro von griechischen Konten abgezogen worden, wie aus Zahlen der Bank of Greece hervorgeht. Ende Dezember befanden sich demnach rund 208 Milliarden Euro auf griechischen Konten. Im Januar waren verschiedenen Berichten zufolge gut zwölf Milliarden von den Konten abgezogen worden.
Die Verhandlungen über Griechenlands Zukunft stocken seit Längerem. Bis zum Treffen der Euro-Finanzminister am Montag müssen Athen und seine Gläubiger eine Lösung finden, damit das Rettungspaket für Griechenland noch rechtzeitig verlängert werden kann. Noch aber ist keine Lösung in Sicht. Es gebe "null Fortschritte", hieß es am Freitag aus dem Umfeld der Verhandlungen. Schlimmstenfalls droht das Land aus der Eurozone auszuscheiden.
Wegen der angespannten Lage der griechischen Banken hat die Europäische Zentralbank (EZB) offenbar den Rahmen für Notkredite (ELA) für griechische Banken erweitert. Der EZB-Rat habe das Kreditvolumen um rund fünf Milliarden Euro auf rund 65 Milliarden Euro erhöht, bestätigten Vertreter der griechischen Regierung und der Athener Notenbank am Freitag. Wie das "Handelsblatt" schreibt, reicht auch der erweiterte ELA-Rahmen nur gerade, um die Banken bis in die kommende Woche hinein liquide zu halten.
Schwere Vorwürfe gegen Griechenlands Gläubiger
Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis warf Griechenlands Gläubigern vor, das Land sprichwörtlich unter Wasser zu drücken. "Kurz vor dem Herzstillstand wird uns gestattet, ein paar Atemzüge zu nehmen. Dann drückt man uns wieder unter Wasser, und alles geht von vorn los", sagte Varoufakis dem SPIEGEL in einem Interview.
Zwar handele es sich bei den Beamten der Troika - einem Gremium aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds - um anständige Leute, doch ihr Auftrag richte großen Schaden an: "Es gab auch bei der CIA sehr gute Menschen, die gegen ihren Willen beim Waterboarding eingesetzt wurden und sich deshalb in einem schrecklichen moralischen Dilemma befanden", sagte Varoufakis.