Griechenland Euro-Retter wollen radikalen Schuldenschnitt durchdrücken
Hamburg - Durch die griechische Schuldenmisere drohen Europas Banken hohe Verluste: Laut einem Bericht der "Financial Times" ("FT") gehen die Euro-Retter mit einer Hardliner-Position in die Verhandlungen für eine Lösung der Euro-Krise. Banken und andere Privatgläubiger sollen demnach auf 60 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Griechenland verzichten.
Diese Position habe Vittorio Grilli, der Chefverhandler für die Euro-Zone, am Wochenende an ein Konsortium internationaler Banken herangetragen. Sie werde von zahlreichen zentralen Entscheidungsträgern in der Euro-Krise gestützt: vom Internationalen Währungsfonds, von der Europäischen Zentralbank, von Frankreich und auch von Deutschland. Dass auch Frankreich auf diesen Kurs eingeschwenkt ist, gilt laut "FT" als Verhandlungserfolg für die Deutschen, die einen solch radikalen Schuldenschnitt schon seit längerem fordern.
Ein erheblicher Schuldenschnitt wird immer dringender, denn die Lage in Griechenland verdüstert sich: Die Wirtschaft des schuldengeplagten Landes stürzt ab, und laut einem vertraulichen Bericht müssen seine Retter bis 2020 rund 252 Milliarden Euro auftreiben, mehr als doppelt so viel wie das zweite, 109 Milliarden Euro schwere Rettungspaket vorsieht.
Politik baut weiter auf EZB
Um neue Mittel aufzutreiben, sollen nun vor allem die Banken stärker an der Griechenland-Rettung beteiligt werden. Es wäre nötig, dass sie auf 60 Prozent ihrer Forderungen verzichten, damit das geplante zweite Rettungspaket der Troika ausreicht, heißt es in dem streng vertraulichen Bericht. Bislang sollten die Privatgläubiger nur auf 21 Prozent ihrer Forderungen verzichten.
Die Euro-Retter haben allerdings ein Problem: Offiziell dürfen sie den Banken gar keine Vorschriften machen. Denn wenn die Institute nicht freiwillig darüber entscheiden, wie viele Schulden sie Griechenland erlassen, würden die Rating-Agenturen das sofort als Staatspleite werten - mit unvorhersehbaren Folgen für die Finanzmärkte. Wie die Agenturen auf einen 60-Prozent-Schnitt reagieren würden, ist noch nicht klar.
Neben einem radikalen Schuldenschnitt planen die Euro-Retter offenbar noch weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Euro-Krise. Laut "Financial Times Deutschland" will die Politik die Europäische Zentralbank nicht aus ihren Krisenmaßnahmen entlassen. So soll die Bank weiter Staatsanleihen schuldengeplagter Länder kaufen.
Mehrere Staaten, die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchteten, dass der Rettungsfonds EFSF selbst nach einer möglichen "Hebelung" zu klein sei, berichtet die Zeitung. Selbst ein schlagkräftigerer EFSF sei zu klein, um ein Übergreifen der Krise auf große Euro-Länder wie Italien und Spanien zu verhindern. Die EZB strebt seit längerem an, solche Krisenmaßnahmen auslaufen zu lassen.