Privatisierung Griechenland startet Hafen-Verkauf in Piräus

Hafen von Piräus: Warten auf Geld aus dem Ausland
Foto: ALKIS KONSTANTINIDIS/ REUTERSIm Streit um Finanzhilfen kommt die griechische Regierung den Gläubigern des Landes offenbar entgegen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat die Regierung drei interessierte ausländische Firmen aufgefordert, bis September verbindliche Kaufgebote für einen Mehrheitsanteil am größten Hafen des Landes abzugeben. Die Agentur beruft sich dabei auf einen hochrangigen Regierungsvertreter. Ein Insider bestätigte SPIEGEL ONLINE, dass ein Verkauf geplant sei.
Der Hafen in der Nähe von Athen ist der größte Passagierhafen in ganz Europa. Das chinesische Staatsunternehmen Cosco hält an ihm bereits eine Beteiligung und betreibt seit 2009 auch einen Teil des Containerhafens. Cosco soll nun auch unter den verbliebenen drei Interessenten für die Mehrheit des Hafens sein. Die beiden anderen seien der niederländische Terminal-Betreiber APM und der International Container Terminal Services mit Sitz auf den Philippinen.
Die bis Januar amtierende griechische Regierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras hatte bereits im vergangenen Jahr den Verkauf eines Mehrheitsanteils von 67 Prozent an dem Hafen eingeleitet. Nach dem Amtsantritt der neuen Regierung unter Führung der linken Syriza-Partei hatte Ministerpräsident Alexis Tsipras alle Privatisierungspläne aber zunächst gestoppt. Später hatte sie dann doch ihre Bereitschaft zum Hafen-Verkauf signalisiert.
"Geopfert wie Iphigenie"
Nun sollen zunächst 51 Prozent des Hafens verkauft werden. Der Anteil könne innerhalb von fünf Jahren auf bis zu 67 Prozent aufgestockt werden, falls der Käufer bestimmte Vorgaben einhalte und zum Beispiel Investitionen in Höhe von mindestens 300 Millionen Euro vornehme. Ende September oder Anfang Oktober solle feststehen, wer den Zuschlag bekomme.
Der Verkaufsstart dürfte ein wichtiges Signal für die laufenden Verhandlungen mit den Gläubigern des Landes sein. Griechenland wartet auf die Auszahlung dringend benötigter Hilfsgelder der Eurostaaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF), um den drohenden Staatsbankrott zu verhindern. Die Geldgeber verlangen allerdings härtere Reformen - unter anderem bei der Privatisierung von Staatseigentum. Neben dem Hafen in Piräus sollen dabei auch 14 Regionalflughäfen an den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport verkauft werden.
Wie schwer es für die Regierung Tsipras werden könnte, die unpopulären Verkäufe der Bevölkerung zu vermitteln, zeigt die Reaktion der Gewerkschaft der Hafenarbeiter. Deren Chef Fani Gourgouri kündigte bereits Proteste an und ließ verlauten, der Hafen werde "geopfert wie Iphigenie", die in der griechischen Mythologie von ihrem Vater Agamemnon fallengelassen wird.