Griechenland-Krise Barroso fordert dicke Pleitepolster für Banken

Kommissionspräsident Barroso: Banken mit deutlich mehr Kapital ausstatten
Foto: VINCENT KESSLER/ REUTERSHamburg - Europas Banken stehen ungemütliche Zeiten bevor: Die Euro-Länder wollen die Geldhäuser dazu verdonnern, ihre Kapitalreserven aufzustocken, damit sie bei einer möglichen Staatspleite Griechenlands nicht bankrott gehen. Viele Experten rechnen damit, dass die Staatengemeinschaft nicht darum herumkommen wird, dem darbenden Land einen Teil seiner Schulden zu erlassen. Für die Banken würde das Milliardenausfälle bedeuten.
Kommissionspräsident José Manuel Barroso fordert deshalb eine deutlich bessere Kapitalausstattung der Banken. Konkrete Zahlen nannte er nicht - diese soll die Europäische Bankenaufsicht (EBA) präsentieren. In einem Entwurf der Kommission ist lediglich von einer deutlich höheren Kernkapitalquote die Rede.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters dürfte die EBA eine sogenannte harte Kernkapitalquote von mindestens sieben Prozent fordern; diese muss auch bei einer Staatspleite Griechenlands und allen daraus folgenden Abschreibungen erreicht werden. Hartes Kernkapital ist Geld, das stets verfügbar ist - sofort und bedingungslos; dazu zählen allerdings auch Aktien und Gewinnrücklagen.
Auf Basis der Empfehlungen, die die Europäische Bankenaufsicht gebe, müssten die EU-Staaten dann eine gemeinsame Linie finden, um zu garantieren, dass die Banken das zusätzliche Kapitalpolster auf jeden Fall aufbauen, sagte Barroso.
Wie das ablaufen soll, ist inzwischen recht klar. EU-Kommission, Frankreich und Deutschland machen sich für dasselbe Vorgehen stark. Demnach sollen die Banken zunächst versuchen, Kapital von privaten Investoren am Markt einzusammeln. Sollte dies nicht möglich sein, sollen zunächst die nationalen Regierungen mit Beihilfen einspringen. Nur wenn sie dazu nicht in der Lage wären, könnte im Notfall auch der Euro-Rettungsfonds EFSF angezapft werden.
Banken, die von Staaten gestützt werden müssen, sollen laut Barroso zusätzliche Einschränkungen akzeptieren. Ein solches Institut dürfe weder Dividenden auszahlen noch Boni an ihr Management vergeben.
Diese Bedingungen dürften für eine ganze Reihe von Instituten gelten. Zahlreiche der betroffenen Institute dürften nur mit Hilfe des Staats auf eine deutlich höhere Kapitalquote kommen. Nach Berechnungen von Reuters müssten 48 Banken insgesamt etwa hundert Milliarden Euro an frischen Mitteln aufnehmen. Der Internationale Währungsfonds ( IWF) beziffert den Kapitalbedarf gar auf bis zu 200 Milliarden Euro.
Derzeit führt die europäische Bankenaufsicht EBA einen deutlich verschärften Blitz-Stresstest durch, um die Anfälligkeit der Institute angesichts der Staatsschuldenkrise zu ermitteln. Die Kriterien sind wesentlich härter als bei der Prüfung von 90 Finanzinstituten im Sommer, die nur acht Geldhäuser nicht bestanden. Damals kamen auch Banken durch, deren Kernkapital nur bei fünf Prozent hartem Kernkapital lag.