Griechenland Arbeiter protestieren gegen drohende Schließung ihrer Goldmine

Minenarbeiter bei Protest in Athen: "Wir müssen unsere Familien ernähren"
Foto: LOUISA GOULIAMAKI/ AFPZu Tausenden sind sie in die Hauptstadt gekommen: Etwa 5000 Arbeiter und ihre Familienangehörigen haben am Donnerstagvormittag in Athen demonstriert. Sie fordern den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in einer Goldmine auf der nordgriechischen Touristenhalbinsel Chalkidiki. Die Links-Rechts-Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte nach ihrem Wahlsieg Ende Januar den weiteren Ausbau der Goldmine gestoppt und angekündigt, sie werde das gesamte Projekt überdenken.
Ausdrücklich schloss die Regierung auch eine komplette Schließung nicht aus. Das fordern wiederum zahlreiche Einwohner der Region, unter anderem wegen der Umweltverschmutzung durch den Goldabbau. Auch die Anwohner und ihre Unterstützer haben in den vergangenen Jahren mit bis zu knapp 20.000 Menschen in griechischen Großstädten demonstriert - aber gegen die Goldmine.
Am Donnerstag blockierten nun die Arbeiter eine der wichtigsten Verkehrsadern Athens und verursachten ein Verkehrschaos. "Wir verlieren unsere Arbeit. Wir sind einfache Arbeiter und müssen unsere Familien ernähren", sagte ein Arbeiter im griechischen Fernsehen. Die Demonstration verlief nach Polizeiangaben zunächst friedlich.

Baustelle des Goldminen-Projekts auf Chalkidiki: Bäume gefällt, Berghänge planiert
Foto: © Alexandros Avramidis / Reuter/ REUTERSDas Projekt liegt in der Nähe der Ortschaft Skouries. Der kanadische Bergbaukonzern Eldorado Gold hat bislang mehr als eine Milliarde Euro investiert und gibt derzeit knapp 2000 Menschen Arbeit. Geplant war, die Goldmine 2016 voll in Betrieb zu nehmen. Dafür wurden auf der Touristenhalbinsel Chalkidiki bereits zahlreiche Bäume gefällt und Berghänge planiert.
Das Goldminenprojekt ist seit Jahren stark umstritten, der SPIEGEL berichtete Ende vergangenen Jahres über den lokalen Widerstand . Gegner und Befürworter der Goldgewinnung lieferten sich in der Region Skouries regelrechte Straßenschlachten, Dutzende Menschen wurden dabei verletzt. Die Arbeiter der Mine hatten in den vergangenen Wochen angesichts der drohenden Schließung bereits gedroht, sich in diesem Fall in den Stollen der Mine zu verschanzen.
Die Gegner des Projekts sind nicht allein wegen der Umweltbelastung durch den Goldabbau auf den Barrikaden. Auch die Umstände der Vergabe der Schürfrechte spielt eine Rolle. Laut einer Reportage des "Süddeutsche Zeitung Magazins" verkaufte sie der griechische Staat im Jahr 2003 für lediglich elf Millionen Euro. Der Marktwert wurde demnach bereits damals auf das Zigfache geschätzt. Miteigentümer der Käuferfirma soll wiederum eine griechische Oligarchenfamilie sein, der unter anderem auch der größte private TV-Sender Mega-Channel sowie die Zeitung "Ethnos" gehört.
Vor diesem Hintergrund unterscheidet sich die Goldmine in Skouries von anderen Privatisierungsprojekten, die von der Tsipras-Regierung nach Amtsantritt gestoppt wurden, etwa dem Verkauf von Flughäfen. Diese Vorhaben wurden vor allem im Rahmen der griechischen Schuldenkrise auf Eis gelegt, also wegen der Auseinandersetzung um die Reformauflagen seitens der internationalen Geldgeber. Dieser Konflikt steht beim Streit um die Goldmine nicht im Vordergrund.