Griechisches Finanzdesaster
Athen weist Gerüchte über drohende Pleite zurück
Die Spekulationen über eine drohende Zahlungsunfähigkeit Griechenlands nehmen zu - und setzen die Regierung in Athen unter Druck. Die Wirtschaftsministerin bemüht sich nun um Schadensbegrenzung: Das Land werde in jedem Fall seine Schulden bezahlen können.
Europäische Flagge vor Akropolis: Erste Schuldentilgung Ende April fällig
Foto: ? John Kolesidis / Reuters/ REUTERS
Athen - Täglich kursieren neue Gerüchte über den miserablen Finanzstatus Griechenlands und eine drohende Staatspleite. Und in immer kürzeren Abständen folgen inzwischen die Dementis von offizieller Seite. "Es gibt keinerlei Aussicht, absolut keinerlei Aussicht darauf, dass Griechenland seine Schulden nicht wird bezahlen können", sagte nun Wirtschaftsministerin Louka Katseli im staatlichen Fernsehen. An den Finanzmärkten würden derzeit alle Möglichkeiten des Landes zur Finanzierung und Refinanzierung seiner Schulden getestet, betonte sie.
Doch Griechenland steht in der Schuldenkrise unter wachsendem Druck, seine europäischen Partner und den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe zu bitten. So forderte die Rating-Agentur Fitch das Euroland am Donnerstag auf, den in Aussicht gestellten EU-Notfallplan (siehe Kasten links) sofort zu nutzen. Zudem kletterte der Risikoaufschlag für griechische Staatsanleihen den dritten Tag in Folge auf ein neues Rekordhoch. Investoren verlangten zeitweise für zehnjährige griechische Staatsanleihen eine Rendite von rund 7,5 Prozent - gut 4,5 Prozentpunkte mehr als für entsprechende Papiere aus Deutschland.
Diese Entwicklung stellt Griechenland vor enorme Probleme, weil das Land im April und Mai insgesamt Schulden von rund 23 Milliarden Euro tilgen muss. Am Finanzmarkt wächst die Sorge, dass Griechenland die Finanzierung nicht auf die Beine stellen kann.
Beistand von der Europäischen Zentralbank
Zur Skepsis der Märkte trugen in dieser Woche auch Berichte bei, dass griechische Bankkunden ihr Geld von heimischen Banken abziehen, die Institute mehr Staatshilfen benötigen und Griechenland die strengen IWF-Auflagen umgehen will. Zudem gab es Anzeichen für
Widerstand gegen den Notfallplan in der Deutschen Bundesbank.
Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, versuchte unterdessen erneut, den Spekulationen auf einen Bankrott des Euro-Staates den Boden zu nehmen. "Das ist angesichts der Entscheidungen der griechischen Regierung zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und der Erklärung der Regierungschefs der Euro-Zone kein Thema", sagte Trichet der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore".
Die Lage Griechenlands wird die europäischen Regierungen jedoch weiter beschäftigen. Die Finanz-Staatssekretäre der Euro-Zone und Zentralbanker wollen am kommenden Donnerstag bei ihrem Treffen in Brüssel voraussichtlich über Bedingungen für eventuelle Notfallkredite an das Land beraten.