Großbritannien
Ex-Premier Brown fordert weltweite Bankenabgabe und Finanzaufsicht
Der frühere britische Premier Brown fordert von seinen ehemaligen Amtskollegen mehr Anstrengungen für eine weltweite Bankenabgabe und Aufsichtsbehörde für globale Finanzinstitutionen. "Wir können nicht fortfahren wie bisher", sagte Brown in einem Gespräch mit dem SPIEGEL.
Gordon Brown, Ehefrau Sarah (Archivbild): Auf plötzlichen Auszug vorbereitet
Foto: DAVID MOIR/ REUTERS
In dem Interview betonte Gordon Brown, die Welt stehe an einer historischen Zäsur. Weil die Risiken, die von der Finanzbranche für die Weltwirtschaft ausgingen, auch in Zukunft gravierend blieben, müssten Staaten wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA vorangehen und einheitliche Regeln für das Bankenwesen festlegen. Doch im Augenblick lahme das Engagement dieser Länder: "Aktuell besteht die größte Gefahr", sagte der ehemalige britische Spitzenpolitiker dem SPIEGEL, "dass wir wieder in den alten Trott verfallen".
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise am 8. Oktober 2008 habe er ein "Vabanquespiel" betrieben, so er Ex-Premier. Damals kündigte Brown im Alleingang die umgehende Rekapitalisierung taumelnder Großbanken aus öffentlichen Mitteln an - ohne sicher zu sein, ob diese Maßnahme Erfolg haben könnte. "Wir wussten nicht, wie die Märkte und die anderen Regierungen reagieren würden." Schlimmstenfalls wäre er an jenem Tag zurückgetreten; seine Frau Sarah habe er bereits früh morgens instruiert, sich bereit zu machen für einen plötzlichen Auszug aus der Downing Street am Nachmittag. Sehr rasch seien dann aber die Regierungen vieler großer Staaten seinem Beispiel gefolgt.
"Die meisten Menschen machen sich immer noch keine Vorstellung vom Ausmaß des möglichen Zusammenbruchs", erzählte Brown weiter. "Es wäre eine kaum vorstellbare Katastrophe geworden." Was ihn selbst damals am meisten gesorgt habe, sei der "komplette Mangel an Führung" gewesen, "sowohl bei den Banken als auch den Regierungen".