»Schwere Betriebsstörungen« erwartet Zehntausende Beschäftigte bestreiken britischen Gesundheitsdienst

Pflegepersonal und Rettungskräfte sind zugleich im Ausstand: Im Vereinigten Königreich legt ein gewaltiger Streik das Gesundheitssystem lahm. Gewerkschafter sehen eine historische Dimension.
Streikende im britischen Gesundheitswesen: Premier Sunak würde »liebend gern eine kräftige Lohnerhöhung geben« – macht das aber nicht

Streikende im britischen Gesundheitswesen: Premier Sunak würde »liebend gern eine kräftige Lohnerhöhung geben« – macht das aber nicht

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PETER NICHOLLS / REUTERS

In Großbritannien hat der wohl größte Streik in der 75-jährigen Geschichte des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) begonnen. Zehntausende Beschäftigte in der Pflege legten am Montag die Arbeit nieder, ebenso das Personal von Rettungswagen. Die Pflegekräfte wollen auch am Dienstag in den Ausstand treten, die Sanitäter erneut am Freitag.

Damit stehe dem Gesundheitsdienst wohl eine beispiellose Woche bevor, erklärte der Medizinische Direktor  des Dienstes, Stephen Powis. »Obwohl die örtlichen Dienste hart daran gearbeitet haben, die Auswirkungen für die Patienten so gering wie möglich zu halten, sind schwere Betriebsstörungen unvermeidlich.«

Die Pflege-Gewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) verlangt Lohnerhöhungen, die nach ihrer Einschätzung der Rekordinflation im Vereinigten Königreich von mehr als zehn Prozent gerecht werden. Im Verbund mit den weiteren Streikbeteiligten handele es sich bei dem Ausstand am Montag um den größten Streiktag in der 73-jährigen Geschichte des NHS, hieß es in einer Mitteilung .

Die Regierung weist die Forderungen als unbezahlbar zurück. Premierminister Rishi Sunak erklärte unlängst in einem Fernsehinterview, er würde den Pflegekräften »liebend gern eine kräftige Lohnerhöhung geben«. Die Regierung müsse aber schwere Entscheidungen treffen und finanziere den NHS in anderen Bereichen, wie bei der Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung und Krankenwagen.

Dramatische Lage im Gesundheitswesen

Die Lage beim NHS gilt als dramatisch. Millionen Menschen stehen auf Wartelisten für Operationen, Tausende weitere bekommen jeden Monat keine angemessene Notfallbehandlung.

Der Großstreik am Montag konzentriert sich vor allem auf England, nachdem Pflegekräfte und einige Sanitäter in Wales den Ausstand nach einem Lohnangebot der dortigen Regierung abgesagt haben. In England wollten am Montag nicht alle Notfallsanitäter zur selben Zeit streiken, Notrufe sollten entgegengenommen werden.

Britisches Krankenhaus (in London): Chronischer Personalmangel

Britisches Krankenhaus (in London): Chronischer Personalmangel

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Peter Byrne / dpa

Infolge der Rekordinflation hat Großbritannien in den vergangenen Monaten bereits eine Welle von Streiks in verschiedenen Sektoren erlebt. Erst vergangene Woche kam es zu einem Massenstreik, bei dem Hunderttausende Staatsbedienstete für höhere Löhne auf die Straße gingen. Pflegekräfte und Sanitäter hatten zuvor schon getrennt die Arbeit niedergelegt.

sol/Reuters

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