Probleme bei Bundeswehr-Gewehr
Heckler & Koch wirft Rechnungshof Rufschädigung vor
Der Streit zwischen der Waffenschmiede Heckler & Koch und dem Bundesrechnungshof eskaliert. Erst hatten die Kontrolleure Probleme beim Sturmgewehr G36 angeprangert - nun reagiert der Konzern vergrätzt.
Bundeswehrrekrut bei Schießübung: "Erheblicher Reputationsschaden"
Foto: Arno Burgi/ picture alliance / dpa
Berlin - Der Oberndorfer Rüstungshersteller Heckler & Koch erhebt schwere Vorwürfe gegen den Bundesrechnungshof. In einer Mitteilung wirft die Waffenschmiede dem Kontrollorgan des Bundes vor, "ohne belastbare Kenntnisse" und ohne "wehrtechnische Kompetenz" Mängel am Sturmgewehr G36 vorzubringen und so den Ruf des weltweit agierenden Waffenhändlers zu schädigen. Demnach sei bereits "ein erheblicher Reputationsschaden" entstanden.
Hintergrund der scharfen Kritik von Heckler & Koch sind fortlaufende Untersuchungen des Bundesrechnungshofs an einem der Prestigeprodukte der Waffenschmiede, dem weltweit verkauften Sturmgewehr G36. Die Standardwaffe der Bundeswehr, die seit den Neunzigerjahren mehr als 180.000 Stück abgenommen hat, weist aus Sicht des Rechnungshofs bei Wärmeeinwirkung etwa durch Sonnenlicht sowie Dauerfeuer Ungenauigkeiten im Trefferbild auf. Dies war auch bei Labortests nachgewiesen worden.
Der Rechnungshof, der als Institution übergeordneten Bundesbehörden wie dem Kanzleramt gleichgesetzt ist und die kompletten Ausgaben des Bunds von rund 600 Milliarden Euro kontrolliert, kritisiert seit Jahren, dass die Bundeswehr den Problemen bei der Waffe nicht richtig nachgeht und mahnt in dem aktuellen Bericht dringend eine "Mängelbeseitigung" an. Der Bundeswehrführung werfen sie sogar Vertuschung und Verschleierung vor.
Heckler & Koch steht für neue Testreihen bereit
Heckler & Koch zeigt sich nun "irritiert". Indirekt wirft die Firma den Prüfern sogar vor, die stets streng geheim klassifizierten Prüfberichte an die Presse zu lancieren und so Druck auf das Verteidigungsministerium ausüben zu wollen. Die steile Behauptung, für die Heckler & Koch keinen Beleg vorbringt, wird mit dem Vorwurf ergänzt, das Verhalten des Rechnungshofs unterminiere "das Vertrauen, das der Soldat im Einsatz in sein Gewehr hat".
Die Waffenschmiede hingegen sieht das G36 weiterhin als voll funktionsfähige Waffe an. Wie in den vergangenen Jahren auch, wiederholt sie diese Haltung auch in ihrer aktuellen Mitteilung. Bis vor einigen Wochen hatte auch das Wehrressort stets alle Zweifel am G36 zurückgewiesen. Nach dem letzten Prüfbericht des Rechnungshofs aber legte man zunächst alle neuen Bestellungen des Sturmgewehrs auf Eis und will erneut prüfen, ob die Waffe die beanstandeten Mängel aufweist.
Die Mitteilung von Heckler & Koch hingegen liest sich fast wie die Ankündigung einer Schadensersatzklage. Zwar zeigt sich die Firma bereit, so schnell wie möglich neue Testreihen gemeinsam mit den Prüfern durchzuführen. Gleichsam aber mahnt man schon an, dass der Bundesrechnungshof "die geschaffene Verunsicherung sehr schnell beseitigt" und "damit auch der potenzielle wirtschaftliche Schaden für Heckler & Koch begrenzt wird".