Herbstprognose der Regierung Brüderle bejubelt Rekordboom

Bundeswirtschaftsminister Brüderle: Wachstum und Beschäftigung beflügeln sich gegenseitig
Foto: Fredrik von Erichsen/ dpaBerlin - In ihrer Herbstprognose hob die besonders die positiven Auswirkungen für den Arbeitsmarkt hervor. Die robuste Konjunkturerholung trage dazu bei, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresschnitt auf rund 2,9 Millionen sinken werde, teilte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mit. Zuletzt waren im Wiedervereinigungsboom Anfang der neunziger Jahre so wenige Menschen ohne Job.
"Wachstum und Beschäftigung gehen Hand in Hand und beflügeln sich gegenseitig", sagte Wirtschaftsminister (FDP) am Donnerstag bei der Vorstellung der Herbstschätzung in Berlin. "Ein Wachstum wie dieses Jahr hat es seit dem Wiedervereinigungsboom bisher nur einmal gegeben", fügte er hinzu. Jetzt sei es an der Zeit, dass die Staatshilfen für Banken, Unternehmen sowie die Konjunkturprogramme beendet würden.
Trotz höherer Steuereinnahmen durch den kräftigen Aufschwung will Brüderle keine Abstriche am Sparpaket machen: "Die Sparpolitik wird fortgesetzt." Er sprach sich jedoch für Steuersenkungen aus, mit denen vor allem die Mittelschicht entlastet werden soll. "Ich gehe davon aus, dass wir noch in dieser Legislaturperiode dazu Beschlüsse fassen", sagte der Minister.
Dämpfer im kommenden Jahr
Allerdings dürfte das Wachstum im kommenden Jahr an Schwung verlieren. Die Bundesregierung rechnet mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent und ist damit etwas skeptischer als die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die plus zwei Prozent vorhersagen. 2010 lege das Bruttoinlandsprodukt um 3,4 Prozent zu. Noch im Frühjahr hatte die Regierung lediglich plus 1,4 Prozent im laufenden und 1,6 Prozent im kommenden Jahr für möglich gehalten. "Der Aufschwung hat nahezu alle Bereiche der Wirtschaft erfasst und nimmt an Breite zu", sagte Brüderle.
In diesem Jahr profitiert die deutsche Wirtschaft von der kräftigen Belebung des Welthandels. Gerade in Schwellenländern wie China oder Indien sei der Bedarf an Investitionsgütern groß. Inzwischen steige auch bei den Unternehmen in Deutschland die Bereitschaft, in neue Bauten oder Ausrüstung zu investieren. Auch der Konsum komme in Schwung. "Die Wachstumskräfte werden sich damit im Verlauf dieses und des nächsten Jahres weiter in Richtung der Binnennachfrage verlagern", teilte das Ministerium weiter mit. Diese werde 2011 knapp drei Viertel des Wachstums ausmachen.
Allerdings dürften die deutschen Exporteure nach Überzeugung von UniCredit-Analyst Andreas Rees die Abkühlung der Konjunktur in China deutlich zu spüren bekommen. Insbesondere die deutsche Automobilindustrie, aber auch die Hersteller hochwertiger Maschinen hatten Anfang 2010 stark von der kräftigen Nachfrage Chinas profitiert. In den kommenden Monaten dürfte sich die Dynamik weiter abschwächen, vermutet Rees.