Hilfszahlung über IWF China, Brasilien und Co. wollen Euro-Staaten retten

Kann Europa seine Krise allein lösen? Nein, sagen wichtige Schwellenländer wie China und Brasilien. Laut einem Zeitungsbericht drängen sie bei der Euro-Rettung auf eine stärkere Rolle des Internationalen Währungsfonds. Im Gegenzug sind sie bereit, viel Geld zu investieren.
IWF-Chefin Lagarde (Mitte), Euro-Retter Merkel und Sarkozy: Künftig auch mit China?

IWF-Chefin Lagarde (Mitte), Euro-Retter Merkel und Sarkozy: Künftig auch mit China?

Foto: dapd

Hamburg/Paris - Große Schwellenländer wie China und Brasilien wollen offenbar mehr Geld zur Rettung schuldengeplagter Euro-Staaten bereitstellen. Laut "Financial Times" beraten die Staaten darüber, wie sie die Schlagkraft des Internationalen Währungsfonds ( IWF) erhöhen können, um so indirekt zur Lösung der Euro-Krise beizutragen.

Bis zum nächsten G-20-Gipfel Anfang November wollen die Euro-Staaten eine umfassende Lösung für die Schulden- und Bankenkrise präsentieren. Eine stärkere Unterstützung der Schwellenländer und des IWF könnte dabei hilfreich sein - zumal es die Europäer bisher nicht geschafft haben, die Schlagkraft ihres eigenen Rettungsfonds EFSF über die bereits beschlossenen 440 Milliarden Euro hinaus zu erhöhen.

Laut der Zeitung sind zwei mögliche Modelle im Gespräch, wie die Schwellenländer über den IWF eingreifen könnten: Entweder der Währungsfonds gründet eine Zweckgesellschaft zur Euro-Rettung, in welche die Länder Geld einzahlen können. Oder sie kaufen vom IWF ausgegebene Anleihen und finanzieren so dessen Hilfen für Europa - zum Beispiel für den Kauf von europäischen Staatsanleihen oder für die Rettung der Banken.

IWF bereitet kurzfristige Kreditlinien vor

Nach "FT"-Angaben favorisieren die sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) die zweite Variante. Sie wurde schon einmal im Jahr 2009 angewandt und hat den Vorteil, dass die Schwellenländer nicht direkt in europäische Staatsanleihen oder Banken investieren müssen - ihr Ausfallrisiko ist also geringer.

China hatte bereits im September signalisiert, verschuldeten Euro-Staaten mit frischem Geld aushelfen zu wollen. Italien verhandelte bereits mit der chinesischen Regierung über mögliche Käufe von italienischen Staatsanleihen. Ein indirektes Engagement über den IWF wäre allerdings politisch weniger heikel.

Laut Nachrichtenagentur Reuters bereitet der IWF im Vorfeld des G-20-Gipfels Anfang November bereits zusätzliche Hilfen für europäische Schuldenstaaten vor. Dabei gehe es um kurzfristige Kreditlinien, die wirtschaftlich gesunden Staaten bei Liquiditätsproblemen helfen sollen, sagte ein Diplomat vor dem Treffen. Beim G-20-Gipfel kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer zusammen, er beginnt an diesem Freitag im französischen Cannes. Hier soll der große Gipfel der Staats- und Regierungschefs Anfang November vorbereitet werden.

Der Plan für die zusätzlichen Hilfen werde in den kommenden Tagen dem Direktorium des IWF vorgelegt, hieß es. Demnach könnten die Kreditlinien binnen weniger Wochen eingerichtet werden. Staaten sollen daraus Geld für drei bis sechs Monate erhalten.

stk/Reuters
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