Huawei-Affäre Chinesische Polizei hält offenbar weiteren Kanadier fest

In China ist laut einem Bericht der dritte kanadische Staatsbürger binnen zwei Wochen festgenommen worden. Bisher ist unklar, ob es einen Bezug zur Affäre um Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou gibt.
Meng Wanzhou

Meng Wanzhou

Foto: Darryl Dyck/ The Canadian Press via AP

Die Spannungen zwischen Kanada und China nach der vorübergehenden Festnahme von Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou könnten sich verschärfen. Nach Angaben  der kanadischen Zeitung "National Post" ist in China nun offenbar schon der dritte kanadische Staatsbürger von der Polizei festgehalten worden.

Die Zeitung meldet die Festnahme unter Berufung auf das kanadische Außenministerium. Ein Zusammenhang mit den Fall Meng sei bislang nicht bestätigt, hieß es. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums teilte mit, ihr sei der Bericht der "National Post" nicht bekannt.

Zuvor waren bereits zwei kanadische Staatsbürger in China als vermisst gemeldet worden. Chinesische Staatsmedien sprachen von Ermittlungen wegen einer Gefährdung der "nationalen Sicherheit".

Einer der festgesetzten Kanadier, Michael Spavor, ist ein in China lebender Unternehmer. Er vermittelt Reisen nach Nordkorea für sportliche, touristische, kulturelle und geschäftliche Zwecke. Spavor wurde unter anderem bekannt, als er Treffen von Ex-Basketballstar Dennis Rodman mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un arrangierte.

Bei dem anderen Festgenommenen handelt es sich um den früheren kanadischen Diplomaten Michael Kovrig. Er ist Mitarbeiter der International Crisis Group (ICG), einer in Außenpolitikkreisen bekannten NGO, und lebt in Hongkong.

Die chinesischen Behörden haben noch keine Angaben zu den Gründen für seine Festnahme gemacht. Chinesischen Medienberichten zufolge werden ihm ebenfalls Aktivitäten vorgeworfen, die angeblich Chinas nationale Sicherheit gefährden. Solche Formulierungen werden häufig verwendet, um Spionagevorwürfe zu umschreiben.

Experten und Freunde schätzten Kovrigs Festnahme dagegen als Vergeltung für Mengs Verhaftung in Kanada ein (alle Hintergründe dazu lesen Sie hier). Die Spitzenmanagerin war am 1. Dezember im kanadischen Vancouver festgenommen worden. Die USA werfen ihr Verstöße gegen die Iran-Sanktionen vor und fordern ihre Auslieferung. Die Festnahme erboste die chinesische Regierung.

Die 46-jährige Meng wurde inzwischen gegen Zahlung einer Millionen-Kaution und unter strengen Auflagen freigelassen. Das Auslieferungsverfahren läuft aber noch.

Zuletzt deutete US-Präsident Donald Trump an, er könnte sich in den Fall einschalten, um die Handelsgespräche seines Landes mit China zu erleichtern. Kanadas Außenministerin Freeland kritisierte dies: "Unsere Auslieferungspartner sollten nicht versuchen, den Auslieferungsprozess zu politisieren."

ssu/Reuters
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