HWWI-Chef Straubhaar US-Shutdown lässt Euro-Krise zurückkehren

Kapitol in Washington: US-Haushaltsstreit lähmt die Weltwirtschaft
Foto: JONATHAN ERNST/ REUTERSHamburg - Der US-Haushaltsstreit lähmt nicht nur die größte Volkswirtschaft der Erde, er könnte nach Ansicht von Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), auch die Weltwirtschaft lahmlegen. Der Ökonom sagte der "Welt", er erwarte, dass US-Präsident Barack Obama die Schuldenobergrenze brechen müsse, weil es keine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern geben werde.
"Dies wird dramatische Konsequenzen für die Finanzmärkte haben. In den USA wird es zu Nachfrageausfällen kommen, die sich dann auf die gesamte Weltwirtschaft übertragen", sagte Straubhaar. Im Sog steigender Zinsen für US-Schuldpapiere müssten auch Euro-Krisenländer Investoren mehr für die Aufnahme neuer Schulden bieten, zitiert die Zeitung. "Alle Sparanstrengungen in Südeuropa würden konterkariert. Es bestünde die große Gefahr, dass die Euro-Krise zurückkehrt."
Eine Mehrheit deutscher Top-Ökonomen rechnet dem Blatt zufolge allerdings kurzfristig nicht mit Belastungen aus dem US-Haushaltsstreit für die globale Konjunktur. "Ich erwarte, dass der Haushaltsstreit in den USA weder lang andauern noch die Zinsen der US-Staatsanleihen nachhaltig beeinflussen wird", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Der Konflikt werde die US-Wirtschaft allenfalls "sehr leicht schwächen".
Auch der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, äußerte sich zuversichtlich, "dass es im US-Haushaltsstreit zu einer Einigung kommt, bevor es größere Auswirkungen auf die Finanzmärkte gibt".
Am Wochenende schienen Demokraten und Republikaner allerdings noch weit von einem Kompromiss entfernt. Der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses, John Boehner, sagte am Sonntag, eine Anhebung der Schuldenobergrenze komme nicht in Frage ohne eine "ernsthaftes Gespräch" über die Gründe für die steigenden Schulden. Die Demokraten nannten es unverantwortlich, dass der politische Gegner die Zahlungsunfähigkeit der Regierung in Kauf nehme.