Hypotheken-Deals USA planen Milliardenklagen gegen Großbanken

Die USA verschärfen den Justizfeldzug gegen die Geldbranche. Laut "New York Times" will die Aufsichtsbehörde der Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac rund ein Dutzend Institute wegen windiger Immobilien-Deals verklagen - unter anderem die Deutsche Bank.
Filiale der Bank of America in New York: Neuer Ärger droht

Filiale der Bank of America in New York: Neuer Ärger droht

Foto: Mark Lennihan/ AP

New York - Die USA wollen einem Zeitungsbericht zufolge ein Dutzend Großbanken auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagen. Betroffen seien unter anderem die Bank of America  , JP Morgan Chase  , Goldman Sachs  und auch die Deutsche Bank  . Das berichtet die "New York Times"  am Donnerstag unter Berufung auf drei Insider.

Dem Bericht zufolge sollen die Klagen am Freitag, spätestens aber kommenden Dienstag vor Bundesgerichten eingereicht werden. Als Klägerin trete die Aufsichtsbehörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) auf. Die Klagen gehen auf Vorladungen an Banken im vergangenen Jahr zurück.

Die FHFA werfe den Instituten vor, den Wert von Immobilienkrediten falsch dargestellt zu haben. Auf dem Hoch des Immobilien-Booms in den USA hatten sie Kreditrisiken zu Paketen gebündelt und weiterverkauft. Dabei sollen sie falsche Angaben über die Kreditwürdigkeit der Schuldner gemacht und so Risiken heruntergespielt haben.

Der FHFA unterstehen die staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae  und Freddie Mac  , denen durch die beklagten Geschäfte finanzieller Schaden entstanden sein soll. Insgesamt hatten Fannie Mae und Freddie Mac mehr als 30 Milliarden Dollar verloren und mussten von amerikanischen Steuerzahlern mit Milliarden gerettet werden.

Papiere, die Kredite absichern, waren ab 2007 einer Vielzahl von Finanzinstitutionen rund um den Globus zum Verhängnis geworden. Damals platzte die Immobilienblase in den USA, die Papiere verloren rasant an Wert. Sie gelten als Mitauslöser der globalen Finanz- und Konjunkturkrise.

Zahlreiche Prozesse

Bislang sind nur wenige Banken für den Verkauf der riskanten Wertpapiere zur Rechenschaft gezogen worden. Doch mittlerweile häufen sich die Gerichtsverfahren. Einige Beispiele:

  • Der US-Finanzmarktregulierer NCUA verklagte im Juni JP Morgan Chase und die Royal Bank of Scotland wegen fehlgeschlagener Hypothekengeschäfte, die für den Zusammenbruch von fünf Zentralinstituten der Genossenschaftsbanken verantwortlich gemacht werden.
  • Im Juli hatte die FHFA bereits die Schweizer Großbank UBS auf 4,5 Milliarden Dollar Schadensersatz verklagt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs musste wegen fragwürdiger Finanzgeschäfte in einem Vergleich mit der Börsenaufsicht SEC 550 Millionen Dollar zahlen.
  • Der Altersvorsorge-Anbieter Teachers Insurance and Annuity Association of America (TIAA) und die französisch-belgische Bankengruppe Dexia fordern wegen ähnlicher Geschäfte Millionen Dollar an Schadensersatz von der Deutschen Bank.
  • Der US-Versicherungskonzern American International Group (AIG) verklagte die Bank of America auf zehn Milliarden Dollar Schadensersatz.
  • Anfang Mai hatten die USA die Deutsche Bank und die MortgageIT Inc, ein Unternehmen für Wohnimmobilien-Kredite, das die Deutsche Bank im Januar 2007 übernommen hatte, wegen windiger Hypotheken-Deals verklagt. Möglicher Schadensersatz: mehr als eine Milliarde Dollar.

ssu/dpa/Reuters
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