Angela Merkel auf der IAA "Okay. Ich hatte nicht vor, einen zu kaufen."

Porsche-Chef Oliver Blume mit Kanzlerin Angela Merkel: "Wir machen's exklusiv"
Foto: FELIPE TRUEBA/EPA-EFE/REXEs mutete fast wie ein Verkaufsgespräch an. Am Donnerstag stand Kanzlerin Angela Merkel auf der Automesse IAA in Frankfurt am Porsche-Stand und ließ sich von Firmenchef Oliver Blume die Vorzüge seines Elektromodells Taycan erklären. Produktion und Bestellungen beliefen sich derzeit auf je 30.000 Stück, erläuterte Blume der CDU-Politikerin.
"Also ein Jahr Wartezeit", folgerte Merkel.
"Wir machen's exklusiv", antwortete Blume.
Darauf Merkel: "Okay. Ich hatte nicht vor, einen zu kaufen."
Es war ein scherzhaftes Gespräch, keine Frage. Dennoch passte es zum restlichen Auftritt von Merkel auf der Internationalen Automobilausstellung. Die Kanzlerin suchte, wo sie konnte, den Schulterschluss mit der Industrie, bot, wo sie konnte, eine enge Zusammenarbeit an.
Es sei eine "Herkulesaufgabe", den Verkehrssektor schnell klimafreundlicher zu machen, sagte sie zur offiziellen Eröffnung der Messe. Am Ende ihres 90-minütigen Rundgangs mit Besichtigung etlicher Elektroautos, autonom fahrender Shuttle-Busse sowie mit etwas Klimaprotest zog Merkel, die E-Kanzlerin, ein zufriedenes Zwischenfazit.
Schnelles Internet fürs Auto
"Ich konnte mich überzeugen, dass wir nicht vor einem Umbruch stehen", sagte sie. "Sondern, dass dieser Umbruch bereits Realität ist."
Kritik am noch immer nicht komplett aufgeklärten Dieselbetrug deutscher Autokonzerne verkniff sich Merkel indes. Auch Vorbehalte gegen die beim Kunden erfolgreichen, aber schweren Stadtgeländewagen machte sich die Kanzlerin nicht zu eigen. Sie fragte die Autobosse lieber nach Batteriereichweiten und nach den verschiedenen Entwicklungsstufen des autonomen Fahrens.
"Wir können das schaffen, als Deutschland vorne mit dabei zu sein", sagte Merkel. Und versprach der Industrie weitreichende Hilfe:
- Bis 2022 soll entlang aller Autobahnen der neue Mobilfunkstandard 5G zur Verfügung stehen, zwei Jahre später auch entlang der Bundesstraßen. Die Technologie ist wichtig für digitale Funktionen in Autos.
- Auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos will die Kanzlerin vorantreiben. 20.000 Ladepunkte seien noch lange nicht ausreichend, befand sie zur Freude der Hersteller.
Klimaschützer warfen der Autoindustrie indes vor, den Wandel zu emissionsfreier Elektromobilität nicht entschlossen genug voranzutreiben. Am Ausstellungsstand von Volkswagen kletterten zwei Greenpeace-Aktivistinnen auf Autos und hielten Plakate mit der Aufschrift "Klimakiller" hoch.
Während Merkel den BMW-Stand besuchte, wurde zudem ein herannahender Protestler vom Sicherheitsdienst abgefangen und abgeführt. Für das Wochenende sind in Frankfurt große Demonstrationen angekündigt.