Immobilien
In diesen Großstädten steigen die Preise am stärksten
Deutschlands Wohnungsmarkt driftet immer weiter auseinander. Laut einem Gutachten der Immobilienwirtschaft steigen Mieten und Kaufpreise in den Ballungszentren rasant. In anderen Regionen geht es abwärts.
In den begehrten deutschen Großstädten sind die Mieten und Immobilienpreise im vergangenen Jahr erneut kräftig gestiegen - viele andere Regionen dagegen profitieren nicht vom Boom. In seinem am Dienstag vorgelegten Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2016 hat der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) die Entwicklung der Mieten und Kaufpreise im vergangenen Jahr untersucht und festgestellt: Deutschland spaltet sich immer stärker.
Das Frühjahrsgutachten zeigt zwei gegenläufige Entwicklungen: Attraktive Ballungsgebiete, sogenannte "Schwarmstädte" ziehen vor allem junge Menschen an. Entsprechend steigen die Mieten. In den übrigen Regionen stagnieren sie - oder gehen, wie in Teilen Ostdeutschlands, sogar zurück.
Kaufpreise steigen stärker als Mieten
Besonders deutlich wird die Entwicklung in den "Top-7-Städten" Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München. Die Miete für eine Standardwohnung mit 60 bis 80 Quadratmetern und "höherwertiger Ausstattung" ist in allen diesen Großstädten gestiegen - am stärksten in München mit 7,4 Prozent (siehe Grafik).
Noch stärker als die Mieten steigen in den Top-Städten die Preise von Eigentumswohnungen. MitBlick auf Gesamtdeutschland ist die Spaltung hier noch deutlicher: Die Kaufpreise sind in der Hälfte der Kreise um mehr als sechs Prozent gestiegen - in fast jedem vierten Kreis sind sie dagegen gesunken. In den begehrtesten Städten ist der Anstieg ungebremst: In Stuttgart (plus 18,8 Prozent), Berlin (plus 14,4 Prozent), München (plus 12,9 Prozent), Köln und Frankfurt am Main kletterten die Preise so schnell wie lange nicht (siehe Grafik) - obwohl die Zahl der fertiggestellten Wohnungen ebenfalls einen Rekord erreichte.
Mit Blick auf Gesamtdeutschland ist die Spaltung bei den Eigentumswohnungen noch deutlicher als bei der Mietenentwicklung: Die Kaufpreise sind in der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte um mehr als sechs Prozent gestiegen - in fast jedem vierten Kreis sind sie dagegen gesunken.
Ausblick auf 2016
Eigentlich, so das Fazit des Gutachtens, müsste es mit den Mietsteigerungen langsam vorbei sein: Der Mietpreiszyklus hätte seinen Zenit erreicht, die Mieten würden 2016 im Schnitt stagnieren, der gestiegene Neubau würde dem Anstieg der Wohnungsnachfrage entsprechen. Allerdings seien da noch die Flüchtlinge, deren Unterbringung noch nicht gelöst ist. "Selbst wenn nun im Schnellverfahren neuer Schlichtwohnungsbau entsteht, werden die Zuwanderer versuchen, möglichst schnell auf dem normalen Wohnungsmarkt fündig zu werden", heißt es im Gutachten. Mieten und Kaufpreise dürften also auch 2016 weiter steigen.
Die Immobilienwirtschaft sieht sich zwar in einer glänzenden Lage: Die Kredite sind billig und angesichts fehlender Alternativen legten mehr Menschen ihr Geld in Betongold an. Allein in Gewerbeimmobilien wurden im vergangenen Jahr mehr als 55 Milliarden Euro investiert - allerdings verteuerten sich Neubauten durch die erhöhten Anforderungen.
Lars Feld, der auch im Sachverständigenrat die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen berät, warnt vor den Folgen: "Es besteht die Gefahr, dass die Mietpreise in beliebten Großstädten weiter steigen und es zu Engpässen in der Versorgung von Flüchtlingen kommt." Bund, Länder und Kommunen sollten die Baukosten daher senken, etwa indem die Grunderwerbsteuer gesenkt oder die energetischen Auflagen gemildert würden.