Index des Weltwirtschaftsforums Norwegen wächst am gerechtesten

Fischfarm vor der Küste Norwegens
Foto: CELINE SERRAT/ AFPWas macht Wohlstand aus? Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nennt die in Geld gemessene Summe der produzierten Waren und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft. Doch an der griffigen Kenngröße gibt es seit Langem Kritik. Wer von dem Wachstum profitiert, geht daraus etwa nicht hervor, wie etwa die Hilfsorganisation Oxfam anprangert.
Die Kritik teilen auch Forscher des Weltwirtschaftsforums und schlagen daher einen anderen Gradmesser vor, der auch ökologische und finanzielle Nachhaltigkeit und Lebenslagen der Menschen berücksichtigt.
Am Tag vor Beginn des Treffens der Weltwirtschaftselite in Davos hat das gastgebende Wirtschaftsforum nun seinen "Inklusiven Entwicklungsindex 2018 " - den "Inclusive Development Index" (IDI) - zu gerechtem Wachstum präsentiert. Der jährliche Index spiegelt den Fortschritt in den weltweit 103 von der Untersuchung erfassten Volkswirtschaften und unterscheidet drei Bereiche, um "gerechtes Wachstum" zu messen:
- Wachstum und Entwicklung,
- Generationengerechtigkeit
- sowie Teilhabe.
Während die entwickelten Volkswirtschaften gemessen am BIP im Schnitt zwischen 2012 und 2016 um 5,3 Prozent zulegen konnten, verbesserten sich laut IDI die Bereiche Teilhabe und Generationengerechtigkeit nur um 0,01 beziehungsweise 0,66 Prozent. Nur zwölf der 29 Industriestaaten hätten Armut und Einkommensungleichheiten verringern können.
Insgesamt kommt Deutschland bei der nach Maßstäben des IDI gemessenen Lebensqualität der Menschen unter den Industriestaaten auf Platz zwölf. Geschlagen geben muss sich Europas größte Wirtschaftsnation vor allem den nordischen Ländern, allen voran Norwegen, aber auch Australien, Irland, den Niederlanden, der Schweiz oder Österreich.
Im direkten Vergleich mit den Industriestaaten der G7 hat Deutschland aber die beste Lebensqualität. Unter den G20-Staaten belegt das Land Platz zwei.
Auch Schwellenländer zeigen dem Index zufolge Schwächen, die das BIP verdeckt. Die Einkommen dort seien mit im Schnitt sieben Prozent zwischen 2012 und 2016 schneller gestiegen als die Teilhabe mit 4,6 Prozent. Die Gerechtigkeit zwischen den Generationen habe sich sogar um 2,1 Prozentpunkte verschlechtert.
Ob sich der Vorstoß der Forscher nach einem neuen Maß aller Dinge unter Politikern und Wirtschaftslenkern weltweit als neue Vergleichsgröße dauerhaft durchsetzt? Auf nationaler Ebene ist es seit dem 2013 vorgelegten Abschlussbericht der Enquetekommission des Bundestags über "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" jedenfalls wieder ziemlich ruhig um das Thema geworden.