Steuereinnahmen Staat verdient beim Anstieg der Verbraucherpreise mit

Die hohe Inflation bringt dem Staat mehr Steuereinnahmen. Entlastungen für Verbraucher seien deshalb angebracht, sagen Ökonomen. Zumal es weitere gute Nachrichten für den Fiskus gibt.
Autofahrer beim Tanken: Deutlicher Preissprung beim Sprit

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Foto: Marijan Murat / dpa

Mehreinnahmen durch deutlich steigende Preise und Steuernachzahlungen von Unternehmen bringen Geld in die Staatskasse.

So haben sich die Steuereinnahmen einer Studie zufolge vom Coronaeinbruch weit schneller erholt als von der Finanzkrise. In beiden Krisen brachen die Steuereinnahmen im jeweils ersten Jahr – 2009 und 2020 – um 5,2 beziehungsweise 6,5 Prozent ein, wie eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt.

Während in der Finanzkrise die Steuereinnahmen im zweiten Krisenjahr 2010 nur um 0,4 Prozent zulegten, sei das Plus 2021 mit knapp 13 Prozent dagegen sehr stark gewesen – und das trotz einer eher schleppenden Erholung der Wirtschaft, die ihr Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht hat.

Hohe Nachzahlungen von Unternehmen

»Dass sich die Steuereinnahmen in der Pandemie so viel dynamischer entwickelt haben als in der Finanzkrise, liegt zum einen an den unterschiedlichen Ursachen der Krisen«, sagte Studienautorin Kristina van Deuverden. »Zum anderen aber auch an den Reaktionen der Politik, die in der Pandemie sehr viel entschlossener umfangreichere Maßnahmen ergriffen hat.«

Offensichtlich hätten die Unternehmen nicht damit gerechnet, dass diese Maßnahmen die Wirtschaft so gut stabilisieren. »Und das führt jetzt zu Nachzahlungen«, sagte die Expertin.

In Deutschland leisten Unternehmen bei der Einkommen- und der Körperschaftsteuer den Großteil als Vorauszahlung auf den von ihnen im selben Jahr erwarteten Gewinn. Sind diese Erwartungen zu niedrig, müssen die Steuerzahlungen angepasst werden. Das könnte den steilen Anstieg 2021 erklären: Das Aufkommen aus der Körperschaftsteuer legte demnach um 73,6 Prozent zum Vorjahr zu, das aus der Einkommensteuer um knapp 14 Prozent.

Teuerung beschleunigt sich durch Ukrainekrieg

Hinzu kämen noch Mehreinnahmen durch deutlich steigende Preise. »Inflation ist ein weiterer Faktor, der die Steuereinnahmen seit dem vergangenen Sommer getrieben hat«, sagte van Deuverden.

»Auch aus diesem Grund sind die derzeitigen Überlegungen, die privaten Haushalte bei den Energiepreisen zu entlasten, richtig – zumal sich die Teuerung durch die militärische Auseinandersetzung in der Ukraine deutlich beschleunigt.«

Der Beginn des Krieges in Osteuropa hat die ohnehin enorme Inflation in der Eurozone weiter in die Höhe getrieben. Um satte 5,8 Prozent stiegen die Preise in der Eurozone im Februar.

Für Deutschland geht das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung für Februar von einer Inflationsrate von 5,1 Prozent aus. Die europäische Statistikbehörde Eurostat ermittelte in ihrer Schnellschätzung für Deutschland gar eine Preissteigerung von 5,5 Prozent im Februar.

mmq/Reuters
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