Konflikt mit den USA Iran bereitet sich technisch auf Scheitern des Atomdeals vor

In einem Live-Interview aus einer Zentrifugenfabrik hat Irans Atomchef angekündigt, binnen eines Monats bereit zur Ausweitung der Uran-Anreicherung zu sein. Das US-Außenministerium kritisiert den "unsinnigen" Plan.
Ali-Akbar Salehi

Ali-Akbar Salehi

Foto: ALISSA DECARBONNEL/ REUTERS/

Iran bereitet sich nach Angaben seines Atomchefs technisch auf ein Scheitern des Wiener Atomabkommens von 2015 vor. Iran werde innerhalb eines Monats die Zentrifugenfabrik Ahmadi-Roschan in Natanz in Zentraliran betriebsbereit machen, sagte Ali Akbar Salehi am Mittwochabend in einem Interview des Staatsfernsehens. Das Gespräch wurde live aus dem Zentrifugenwerk übertragen, Salehi ist darin im weißen Kittel zu sehen.

In Natanz könnte Iran schnellere Zentrifugen herstellen, die über eine höhere Urananreicherung den Brennstoff für iranische Reaktoren liefern könnten. Die Fabrik liegt etwa 250 Kilometer südlich von Teheran und zum Schutz vor Luftangriffen teilweise bis zu 7,6 Meter unter der Erdoberfläche.

"Wir hoffen, dass ein Scheitern des Deals nicht eintreffen wird, aber technisch bereiten wir uns trotzdem schon vor", sagte Salehi, der auch Vizepräsident ist. Seinen Angaben zufolge verstoßen die Vorbereitungen weder gegen das Abkommen noch gegen die Vorschriften der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA.

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Iran hatte in der Folge des internationalen Atomabkommens die Zahl seiner Zentrifugen in Natanz und der Urananreicherungsanlage Fordo deutlich reduziert. Zudem sagte Teheran zu, Uran nicht länger auf 20 Prozent anzureichern. Die Anreicherung auf 20 Prozent ist ein wichtiger Schritt zur Produktion von atomwaffenfähigem Uran. Im Gegenzug für die Zugeständnisse Irans wurden die internationalen Sanktionen seinerzeit aufgehoben. Bei einem Scheitern des Deals droht Teheran, diese Begrenzungen nicht mehr einzuhalten.

Die iranischen Atomprojekte hätten von Anfang an lediglich wirtschaftlichen und keinen militärischen Zielen gedient, sagte Salehi nun in Natanz. Für Iran mit seinen mehr als 82 Millionen Bürgern sei die Energieversorgung strategisch wichtig. Die Herstellung von Massenvernichtungswaffen sei vom Islam wie von einem Dekret des iranischen Führers grundsätzlich verboten. Das gelte unabhängig davon, ob Iran im Atomabkommen bleibe oder nicht.

Kritik aus dem US-Außenministerium

Die USA haben den Atomvertrag von 2015 aufgekündigt und wollen wirtschaftliche Sanktionen wieder in Kraft setzen, von denen auch europäische Firmen betroffen sein könnten. Die Regierung in Washington will Iran damit zu einer Abkehr sowohl von seinem Atom- als auch dem Raketenprogramm bringen und eine Änderung des israelfeindlichen Kurses erzwingen. Die anderen Mitunterzeichner - Großbritannien, Frankreich, Deutschland, China und Russland - wollen an dem Abkommen festhalten. Das Thema steht auch auf der Agenda für den G7-Gipfel am kommenden Wochenende im kanadischen Québec.

Schon in den vergangenen Tagen hatte die Führung in Teheran ihren Konfrontationskurs im Atomstreit verschärft und angekündigt, Vorbereitungen für eine Beschleunigung der Urananreicherung treffen zu wollen.

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Kritik daran kam nun erneut aus den USA: Außenminister Mike Pompeo warnte Teheran via Twitter vor Konsequenzen. "Wir werden es Iran nicht erlauben, eine Nuklearwaffe zu entwickeln." Die Entschlossenheit der USA sei Iran bekannt. Der Plan, die Urananreicherung auszubauen, sei ein weiteres Beispiel für die "unsinnige Vergeudung von Ressourcen".

aar/dpa/Reuters
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