Folgen des Embargos Iran stockt Öltanker-Flotte auf

Die Ölsanktionen gegen Iran verschärfen sich, das Land weiß nicht mehr wohin mit dem Rohstoff. Mit mehreren Supertankern hat es jüngst seine Flotte vergrößert und kann nun noch mehr Öl an Bord der Schiffe auf den Meeren zwischenlagern.
Iranische Tanker: Bis zu zehn Supertanker schippern mit Öl auf dem Meer

Iranische Tanker: Bis zu zehn Supertanker schippern mit Öl auf dem Meer

Foto: TIM CHONG/ REUTERS

London - Sie deaktivieren die GPS-Peilsender oft über Wochen, fahren unter der Flagge des winzigen Inselstaates Tuvalu: Um sich der internationalen Kontrolle zu entziehen, lässt sich Iran für seine Öltanker viel einfallen. Jetzt will der Staat die Flotte sogar noch aufstocken: Denn die Ölförderung in Iran geht weiter, und der Rohstoff muss abtransportiert werden. Da das Land aber wegen der Sanktionen durch den Atomstreit mit dem Westen sein Öl nicht mehr verkaufen kann, wird es seit Monaten auf immer mehr Schiffen zwischengelagert.

Vier weitere Supertanker wurden nun laut Informationen der Beratungsfirma IHS Maritime an Iran geliefert, jeder mit einer Kapazität von zwei Millionen Barrels. Zwischen Mai und Ende Juli sollen sie Teil der National Iranian Tanker Company (NITC) geworden sein, weitere drei kamen schon im Frühling dazu. Die Flotte soll nun 37 Schiffe stark sein und insgesamt über 70 Millionen Barrels laden können.

Als Folge des Dauerstreits um Irans Atomprogramm bestehen umfangreiche Sanktionen des Westens gegen das Land: Vor allem der Verkaufsstopp für Rohöl hat Auswirkungen, weil Iran zu großen Teilen vom Export des Rohstoffs abhängt. So hat das westliche Embargo der dortigen Ölindustrie allein im Jahr 2012 Verluste in Höhe von rund 40 Milliarden Dollar (fast 30 Milliarden Euro) beschert.

Aus Angst vor Strafaktionen der USA oder Europas handeln nur noch wenige Schifffahrtsgesellschaften mit Iran. China ist weiterhin der wichtigste Handelspartner beim Absatz des Öls, doch es nimmt bei Weitem nicht genug ab.

Die vergrößerte Flotte birgt nun noch mehr Potential, das Öl auf See zu lagern, bis Möglichkeiten gefunden sind, es mit anderen Lieferungen zu vermischen, um seine Herkunft zu verschleiern oder es heimlich zu veräußern. Acht bis zehn Tanker könnten laut IHS Maritime momentan mit Öl beladen auf den Meeren unterwegs sein. Und die Lage könnte sich weiter verschärfen: In der vergangenen Woche hat das US-Repräsentantenhaus neue Sanktionen gegen Teheran beschlossen, die Irans Ölexporte um eine weitere Million Barrels täglich beschneiden will, so dass sie schließlich gegen null tendieren sollen.

Die Hoffnungen ruhen nun auf dem neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Er kündigte bei seiner Amtseinführung an, sich für die Aufhebung der Sanktionen einzusetzen. Und möglicherweise kommt tatsächlich Bewegung in die Gespräche. Neue Verhandlungen könnten "ohne Verzögerung" aufgenommen werden, "wenn die andere Seite bereit ist", sagte Rohani am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Teheran. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bot Rohani ihrerseits an, die Verhandlungen so schnell wie möglich fortzusetzen.

Iran sei zu ernsthaften Verhandlungen über sein Atomprogramm bereit, erklärte Rohani während seiner ersten Pressekonferenz seit dem Amtsantritt am Wochenende. "Als Präsident der Islamischen Republik verkünde ich, dass es den politischen Willen gibt, die Angelegenheit zu lösen und die Sorgen der anderen Seite zu berücksichtigen", sagte er.

Rohani machte allerdings auch klar, dass Iran das umstrittene Nuklearprogramm fortsetzen wird. "Das friedliche Atomprogramm des Iran ist eine nationale Angelegenheit", sagte Rohani. "Wir werden die Rechte des iranischen Volkes nicht aufgeben." Dazu gehöre auch die Urananreicherung, die ein "unbestreitbares Recht" seines Landes sei.

mia/Reuters/AFP
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