Bankenkrise Italiens Regierung plant milliardenschweres Rettungspaket

Italiens Staat ist bedrohlich verschuldet - dennoch will sich die Regierung 20 Milliarden Euro leihen, um notleidende Banken zu retten. Noch vor Jahresende könnte das erste Institut Geld brauchen.
Premier Paolo Gentiloni

Premier Paolo Gentiloni

Foto: Alessandra Tarantino/ AP

Angesichts der Bankenkrise in Italien will der neue Regierungschef Paolo Gentiloni ein Hilfspaket im Umfang von 20 Milliarden Euro schnüren. "Das ist eine Vorsichtsmaßnahme", sagte Gentiloni nach einer Kabinettssitzung in Rom. Aus seiner Sicht sei es die Pflicht der Regierung, beim Parlament die Freigabe dieser Mittel zu beantragen, um Ersparnisse der Bürger zu schützen.

Der italienische Bankensektor ist schwer angeschlagen, die Geldhäuser ächzen unter einem Berg fauler Kredite. Besonders kritisch ist die Lage der Bank Monte dei Paschi di Siena. Das drittgrößte Institut des Landes kämpft darum, bis Jahresende neue Aktien im Wert von fünf Milliarden Euro auszugeben - anderenfalls droht die Pleite. Gentiloni hat mehrfach versprochen, der ältesten Bank der Welt notfalls zu helfen.

Am Montag startete der Verkauf von neuen Aktien, der Aktienkurs der Monte dei Paschi fiel um bis zu elf Prozent. Ob der Rettungsplan gelingt, ist ungewisser denn je.

Monte dei Paschi di Siena

Monte dei Paschi di Siena

Foto: Annette Reuther/ dpa

Gelingt das Rettungsmanöver nicht, muss die Bank bald um Staatshilfe bitten - obwohl dies mit den Vorgaben der EU nur schwer vereinbar ist. Diese sehen vor, dass zunächst Eigentümer und Gläubiger von Banken zur Kasse gebeten werden, bevor die Steuerzahler einspringen. Das würde auch viele Kleinanleger treffen, die ihre Ersparnisse in diese Papiere gesteckt haben.

Italien hat noch ein weiteres Problem: Der Staat hat selbst kein Geld. Er hat nach den USA und Japan in absoluten Zahlen die dritthöchste öffentliche Verschuldung weltweit. Insgesamt beläuft sich der Schuldenstand auf rund 2,2 Billionen Euro. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt war Italiens Schuldenlast zuletzt mit 135,5 Prozent die zweithöchste in der Eurozone - nach Griechenland.

ssu/AFP/dpa-AFX
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