Neue IWF-Analyse Athen braucht mindestens 50 weitere Milliarden Euro

Plakat für das Referendum: Aktuelle Entwicklung noch nicht berücksichtigt
Foto: Orestis Panagiotou/ dpaGriechenland hat nach einer vorläufigen Einschätzung von Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) bis Ende 2018 einen zusätzlichen Finanzbedarf von 50 Milliarden Euro. Das geht aus einem ersten Entwurf über eine Bewertung der Schuldentragfähigkeit des Landes hervor .
Ob der Währungsfonds wie bisher einen Teil der Gesamtsumme übernehme, sei eine Entscheidung des Exekutivrats, schreiben die Mitarbeiter der Institution in ihrer Analyse. 36 Milliarden Euro müssten von den Europartnern kommen.
Der Währungsfonds korrigierte auch seine Wachstumserwartung für Griechenland drastisch nach unten. Die in Washington ansässige Organisation sagt dem Krisenland in diesem Jahr ein Nullwachstum voraus. Im April hatte der IWF noch mit einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent gerechnet.
Ausdrücklich heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Papier, die jüngste dramatische Entwicklung in Griechenland sei dabei noch nicht berücksichtigt. Die IWF-Experten erklärten, dass eine Lockerung der bislang erwogenen Reformpakete auch einen Schuldenschnitt notwendig machen würde. Dies gelte etwa, wenn eine Einigung geringere Haushaltsüberschüsse oder schwächere Reformvorgaben vorsehe.
Das Papier mit den Berechnungen der Mitarbeiter ist weder mit den anderen Geldgebern noch mit der IWF-Führung abschließend abgestimmt. Es sei veröffentlicht worden, weil Details vorher ungewollt an die Presse gelangt seien.
Allein zwischen Oktober 2015 bis Oktober 2016 würden 29 Milliarden Euro benötigt, heißt es. Ein düsteres Bild malen die Autoren von der Schuldenhöhe gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Bisher erwartete der IWF, dass der Wert bis 2020 auf 128 Prozent sinkt. Nun geht er von rund 150 Prozent aus. Das liegt weit über den 117 Prozent, die der Fonds bislang als höchstens tragfähig erachtete.
Die deutliche Erhöhung des Finanzbedarfs seit der letzten Berechnung im Mai 2014 sei notwendig geworden, weil Athen die gemeinsam gesteckten Ziele nicht eingehalten habe. Allein die geringeren Haushaltsüberschüsse hätten den Bedarf um 13 Milliarden Euro zwischen Oktober 2015 und Oktober 2018 erhöht. Niedrigere Einnahmen aus Privatisierungen schlügen mit weiteren 9 Milliarden zu Buche. Zahlungsrückstände in Höhe von 5 Milliarden Euro und notwendige Geldreserven im Finanzsektor und beim IWF in Höhe von 6,5 Milliarden Euro kämen hinzu.
Athen konnte jüngst eine Kreditrate in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an den IWF nicht zurückzahlen und ist damit von weiteren Hilfen abgeschnitten. Die EU will erst nach dem Ergebnis des Referendums am Sonntag in Griechenland mit weiteren Beratungen über mögliche Hilfen fortfahren.