Warnung der IWF-Chefin Lagarde gibt Euro-Rettern nicht mal drei Monate

IWF-Chefin Lagarde: "Eine Frage der Entschlossenheit"
Foto: Shawn Thew/ dpaWashington/Wien - Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, gibt den Euro-Rettern nur noch wenig Zeit. In einem Interview mit dem US-Sender CNN sprach sie von "weniger als drei Monaten", die nun noch blieben. "Der Aufbau der Euro-Zone hat Zeit gebraucht", sagte Lagarde. "Im Moment dauert die Aufbauarbeit an." Über die Zukunft Griechenlands in der Währungsunion wollte die IWF-Chefin keine Prognose abgeben. "Es wird eine Frage der Entschlossenheit und des Schwungs sein", sagte die IWF-Direktorin.
Bei ihrer Warnung bezog sich Lagarde auf den US-Investor George Soros. Dieser hatte vor kurzem eine Frist von drei Monaten angegeben und Europa vor einem "verlorenen Jahrzehnt" gewarnt.
In den Fokus der Krise gerät nach den angekündigten Milliardenhilfen für Spaniens Banken nun Italien. Österreichs Finanzministerin Maria Fekter deutete nun an, dass das Land ebenfalls Finanzhilfen brauchen könnte. Das Land müsse sich selbst aus seinem wirtschaftlichen Schuldenkrise befreien, sagte sie am Montagabend im österreichischen Fernsehen. Aber es könne natürlich sein, dass Italien angesichts der hohen Zinsen auf zusätzliche Hilfen angewiesen sei, sagte Fekter.
Italien wird an den Finanzmärkten als Kandidat für den Euro-Rettungsschirm gehandelt. Die Staatsverschuldung liegt bei 120 Prozent der Wirtschaftsleistung, am Montag stiegen die Renditen für zehnjährige Anleihen Italiens auf sechs Prozent - ein Wert, der als kritisch gilt für die Schuldentragfähigkeit eines Landes. "Vor allem Hedgefonds haben, wie zu hören ist, massive Positionen aufgebaut, die gestern die italienischen Renditen schon deutlich ansteigen ließen", sagte Helaba-Analyst Christian Schmidt.
Barroso fordert Bankenunion
Italiens Industrieminister Corrado Passera wies die Spekulationen über einen Hilfsantrag am Montag zurück. Er sagte, sein Land habe bereits alles Notwendige getan, um sich aus eigener Kraft zu retten. Am Wochenende hatte Spanien nach wochenlangem Zögern angekündigt, Hilfsgelder zur Stützung seiner maroden Banken zu beantragen. Spanien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, Italien die drittgrößte.
Nach Einschätzung der Rating-Agentur Fitch befindet Italien sich in einem besseren Zustand als Spanien. Das Land habe nur ein kleines Haushaltsdefizit und ein viel geringeres Leistungsbilanzdefizit als Spanien. Zudem seien die italienischen Banken wesentlich robuster als die spanischen Geldhäuser.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat seine Forderung nach einer europäischen Bankenunion bekräftigt. Die Banken der EU sollten von einer grenzüberschreitenden Behörde beaufsichtigt werden, sagte Barroso der "Financial Times". Der Plan könne bereits bis zum kommenden Jahr realisiert werden, ohne dass dafür bestehende Verträge geändert werden müssten.
In den Mitgliedstaaten wachse das Bewusstsein, die europäische Integration voranzutreiben, sagte Barroso, "vor allem beim Euro". Das sei eine "Lehre aus der Krise".
Dax startet im Plus
An den Märkten ist die Wirkung der geplanten Spanien-Hilfen allerdings bereits wieder verpufft. In Tokio rutschte der Nikkei-Index am Dienstag ein Prozent ins Minus. Der Dax hatte am Montag seine zunächst ordentlichen Gewinne wieder abgegeben und hatte mit einem Plus von nur 0,2 Prozent geschlossen.
Am Dienstag lag der deutsche Leitindex zunächst leicht im Plus. Dabei belasteten die schwächeren Vorgaben aus den USA und Asien weniger stark, als viele Marktteilnehmer vor Handelsbeginn befürchtet hatten. Der Hilferuf Spaniens an die Adresse des Euro-Rettungsfonds wird inzwischen von einigen negativ beurteilt. "Die Investoren haben zur Kenntnis genommen, dass sich Spanien selbst nicht zutraut, die Mittel am Markt zu erhalten, und ziehen sich deshalb zurück", heißt es in einer Analyse der Commerzbank.