Wirtschaftswachstum IWF rechnet mit Brexit-Folgen für Deutschland

Der IWF sieht im Brexit erhebliche Risiken für die deutsche Wirtschaft. Der Fonds will seine Wachstumsprognose bald senken.
Motorenfabrik von Daimler

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Foto: Jens Meyer/ AP

Der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt wegen des Brexit skeptischer auf die deutsche Konjunktur. Der Fonds signalisierte, seine Wachstumsprognose für Deutschland in den nächsten Wochen zu senken. "Was die neue Schätzung angeht, denken wir über eine Abwärtsrevision nach", sagte IWF-Deutschland-Expertin Enrica Detragiache über den Länderbericht. Denn das Votum der Briten, die EU zu verlassen, sei ein Risiko für Deutschland, da es enge Wirtschaftsbeziehungen mit Großbritannien habe.

Zunächst erhöhte der IWF seine Wachstumsprognose fürs laufende Jahr jedoch leicht von 1,6 auf 1,7 Prozent. Für das Jahr 2017 senkte er sie hingegen von 1,6 auf 1,5 Prozent. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit seien in dieser Prognose noch nicht eingearbeitet, betonen die IWF-Experten.

Deutsche sollen länger arbeiten

Schon im Mai war bekannt geworden, dass der IWF von Deutschland Strukturreformen und mehr Investitionen in die Infrastruktur fordert. Es gebe finanzielle Spielräume innerhalb der Haushalts- und Schuldenregeln, um zusätzliche Investitionen zu tätigen.

Angesichts der alternden und zahlenmäßig rückläufigen Bevölkerung drängt der Fonds auf Strukturreformen mit einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit. "Deutschland, Meister im Verordnen von Strukturreformen innerhalb der EU, braucht auch im eigenen Land eine große Dosis eben dieser Medizin", schrieben die Europa-Experten des IWF. Dabei sollte Deutschland "früher oder später den politisch unpopulären Schritt tun und das Rentenalter weiter anheben". Das Arbeitsleben müsse verlängert werden, indem man das gesetzliche Rentenalter anhebt und das Weiterarbeiten über die Altersgrenze hinaus erleichtert.

"Ein weiteres Arbeitsjahr würde im Durchschnitt langfristig zu einem um 1,75 Prozent höheren realen Bruttoinlandsprodukt führen", zitieren die IWF-Experten Berechnungen des Fonds. Damit könnten die Sozialsysteme entlastet, Spielräume für eine Absenkung der Beiträge dazu geschaffen und die Gefahr von Leistungskürzungen gebannt werden, argumentiert der IWF. Derzeit gingen die Deutschen mit durchschnittlich 62,7 Jahren in Rente. Dies sei im internationalen Vergleich ein früher Zeitpunkt.

Darüber hinaus drängte der IWF Deutschland dazu, mit einer erschwinglichen Vollzeitkinderbetreuung darauf hinzuwirken, dass Frauen häufiger und länger arbeiten könnten. Mit der Weiterbildung der vielen Zuwanderer aus dem Ausland könnte man diesen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Dafür seien höhere Investitionen nötig.

Der Fonds erneuerte frühere Forderungen, Deutschland solle mehr in seine Verkehrs- und in andere Infrastrukturprodukte investieren. Auch beim Ausbau der digitalen Netze seien erheblich höhere Ausgaben nötig. Zudem sollte der Wettbewerb in einer Reihe von regulierten Berufen sowie bei Post und Bahn angekurbelt werden.

nck/Reuters/dpa
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