Seltenes Lob des Währungsfonds IWF findet deutsche Finanzpolitik in der Coronakrise gut

Oft hat der IWF die deutsche Politik in den vergangenen Jahren kritisiert – doch dieses Mal findet der Währungsfonds ungewohnt wohlwollende Worte. Grund ist das entschlossene deutsche Krisenmanagement.
IWF-Logo bei einer Tagung (Archivbild)

IWF-Logo bei einer Tagung (Archivbild)

Foto: JOHANNES CHRISTO / REUTERS

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt Deutschland in der Bekämpfung der Coronavirus-Krise ein gutes Zeugnis aus. Zwar sei die Wirtschaft vergangenes Jahr um rund fünf Prozent geschrumpft, Deutschland habe sich damit aber besser geschlagen als die meisten anderen europäischen Staaten, hieß es im IWF-Länderbericht zu Deutschland, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Die konjunkturelle Erholung von der Pandemie dürfte im Laufe des Jahres 2021 wegen Fortschritten beim Impfen an Kraft gewinnen. Deutschland habe seine finanziellen Möglichkeiten in der Krise gut genutzt. Unter anderem wurde die Kurzarbeit als effektives Mittel gelobt.

Der IWF legt regelmäßig Analysen zur Finanz- und Wirtschaftspolitik einzelner Länder vor. Deutschland wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, zu sparsam zu sein und wegen seines immensen Handelsüberschusses für globale Ungleichgewichte zu sorgen. In der Coronakrise hat die Bundesregierung die Ausgaben aber massiv ausgeweitet und sich stärker gegen die Folgen der Pandemie gestemmt als andere Staaten.

Finanzminister Scholz sieht sich bestätigt

»Wir haben mit unserer entschlossenen Finanzpolitik dagegengehalten und dafür gesorgt, dass Beschäftigte und Unternehmen möglichst gut durch diese Krise kommen«, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz. »Unsere Krisenpolitik zahlt sich aus.« Allein die Kurzarbeit habe in Deutschland über zwei Millionen Jobs gerettet, hatte er zuletzt schon vorgerechnet.

Laut IWF dürfte die deutsche Wirtschaft ihr Vorkrisenniveau Anfang 2022 wieder erreichen. Staatliche Hilfen müssten so lange fortgesetzt werden, bis es Zeichen für einen nachhaltigen Aufschwung gebe. »Die öffentlichen Schulden bleiben tragbar«, so der IWF. Zeitweilig steigende Verbindlichkeiten dürften einer energischen Antwort auf die Krise nicht im Weg stehen. Der Schuldenstand im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist 2020 um rund zehn Punkte auf knapp 70 Prozent gestiegen. 2021 wird ein Wert von über 74 Prozent erwartet. Damit steht Deutschland international aber noch vergleichsweise gut da.

Der IWF empfahl Deutschland, seine finanziellen Möglichkeiten weiter auszuschöpfen – für strukturelle Verbesserungen etwa bei der Digitalisierung und beim Klimaschutz. Auch müssten mehr Gelder in Forschung und Entwicklung gesteckt werden. »Dafür brauchen wir Rekordinvestitionen, gezielte Förderung und die richtigen Anreize«, sagte Scholz. »Und wir müssen international an einem Strang ziehen.«

beb/Reuters
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