Kampf gegen Korpulenz
EU-Minister segnen Lebensmittelkennzeichnung ab
Wie viel Zucker steckt in den Cornflakes? Wie fett sind die Chips? Konsumenten in ganz Europa können das nun auf der Packung nachlesen - dank neuen Kennzeichnungspflichten für Lebensmittel, die die EU beschlossen hat. Die Politik spricht von einem Fortschritt, Verbraucherschützer von einer Farce.
Brüssel - Die Verbraucherminister der Europäischen Union haben eine neue
-Kennzeichnung beschlossen. Sie einigten sich am Dienstag in Brüssel auf Vorgaben für die Industrie, die ab 2014 gelten sollen.
Die Kennzeichnung ist eine Maßnahme gegen das wachsende Problem der Fettleibigkeit. Laut Statistischem Bundesamt hat jeder zweite Deutsche Übergewicht - im vergangenen Jahr waren 60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen zu dick. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden in Europa bis zu acht Prozent aller Gesundheitskosten durch Fettleibigkeit verursacht, 10 bis 13 Prozent aller Todesfälle lassen sich nach Schätzung der Experten auf die Folgen von Übergewicht zurückführen.
Beim Einkauf im Supermarkt sollen Verbraucher Dickmacher künftig leichter erkennen. Dafür müssen die Hersteller auf Verpackungen den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Kalorien auflisten. Nährwerttabellen auf den Verpackungen werden erstmals europaweit Pflicht. Bislang ist dies freiwillig und erst auf 70 Prozent aller Lebensmittel zu finden. Alle Angaben der Nährwerttabelle beziehen sich auf 100 Gramm oder 100 Milliliter des Produkts. Alkohol soll nicht gekennzeichnet werden.
Nach Ansicht der EU-Minister ist mit der Täuschung von Verbrauchern nun Schluss. "Die Informationen auf den Verpackungen werden ausführlicher, leichter verständlich und besser lesbar", sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). EU-Verbraucherkommissar John Dall sprach von "einem echten Fortschritt im Bereich der Lebensmittelinformation."
Europas Lebensmittelindustrie muss auch falschen Käse ("Analog-Käse") und Klebeschinken deklarieren. Bei nicht verpackter Ware (Fisch, Erdnüsse) müssen Geschäfte auf allergieauslösende Stoffe hinweisen. Bei Energy-Drinks werden Warnhinweise für Schwangere und Kinder Pflicht, und für die Schrift gilt eine Mindestgröße.
In Deutschland wird die Kennzeichnung ergänzt. Kalorien, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz geben zahlreiche Hersteller schon jetzt freiwillig in Prozent der empfohlenen Tagesration an. Als Bezug soll eine Packung, nicht eine Portion dienen.
Die neuen Regeln treten in Kraft, wenn das Europaparlament zugestimmt hat. Die Abstimmung ist für Juni kommenden Jahres geplant.