Kampf gegen Steueroasen
Deutsche Fahnder bekommen Offshore-Daten
Kampfansage an die Steuerflüchtlinge weltweit: Behörden in den USA, Großbritannien und Australien werten die brisanten Dokumente zu Steuerparadiesen aus. Auch das deutsche Finanzamt soll Zugang zu den geheimen Papieren bekommen.
Steueroase Cayman Islands: 100 Australier bereits identifiziert
Foto: Corbis
London - Es wäre einer der größten Schläge gegen Steuerhinterzieher in der ganzen Welt: In einer international koordinierten Aktion werten Behörden in den USA, Großbritannien und Australien 400 Gigabyte an Daten zu Steuerschlupflöchern aus. Dies berichten die britische Steuerbehörde, die BBC und süddeutsche.de. Auch das deutsche Finanzministerium werde Zugang zu den Unterlagen bekommen, bestätigte ein Sprecher gegenüber SPIEGEL ONLINE. Bei der Auswertung der brisanten Dokumente sollen die deutschen Behörden ebenfalls unterstützt werden.
Erste Erhebungen der Daten hätten Briefkastenfirmen und Trusts auf den Cook-Inseln, den Cayman-Inseln, in Singapur und den Britischen Jungferninseln offengelegt, so die britische Behörde. Mehr als hundert Australier konnten bereits identifiziert werden, teilte das dortige Ministerium mit. Insgesamt handle es sich um mehr als zwei Millionen Dokumente. Teile davon sollen aus dem Offshore-Leaks-Datensatz stammen. Mutmaßliche Steuersünder sollen hierbei geheime Geschäfte mit Offshore-Firmen in einschlägigen Steueroasen gemacht haben.
Die britische Finanzbehörde machte keine Angaben zu der Herkunft der brisanten Unterlagen. Die beteiligten deutschen Medien hatten sich Anfang April geweigert, die Daten zu übergeben. "Die Presse ist kein Hilfsorgan der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder der Steuerfahndung", teilte die "Süddeutsche Zeitung" damals mit. Auch der NDR lehnte eine entsprechende Bitte von Finanzminister Wolfgang Schäuble ab.
"Die Botschaft ist einfach", so der britische Finanzminister George Osborne. "Wenn du Steuern hinterziehst, sind wir hinter dir her. Die Regierung hat Hunderte Millionen Pfund investiert, um gegen Steuerflucht zu kämpfen, im Ausland und Großbritannien." Seine Fahnder wollen bereits mehrere hundert Personen, Anwälte und Finanzberater aus Großbritannien in den Daten gefunden haben.
Zuletzt hatte Peer Steinbrück mehr internationalen Druck gegen Steuerflüchtlinge gefordert. Der Kanzlerkandidat der SPD will anonyme Briefkastenfirmen verbieten, um gegen Steueroasen vorgehen zu können.