
200. Geburtstag: Karl Marx steht jetzt in Trier
Geschenk aus China zum 200. Geburtstag Ein Mega-Marx für Trier
Zum 200. Geburtstag von Karl Marx hat die Stadt Trier eine Riesen-Statue des weltberühmten Denkers enthüllt. Sie zeigt ihn mit Rauschebart im Gehrock, mit einem Fuß nach vorne schreitend. Der umstrittene Bronze-Marx ist ein Geschenk Chinas an die Geburtsstadt des Ökonomen. Die Spender aus China hatten laut der Lokalzeitung "Trierischer Volksfreund" an alles gedacht: Passend zu der 5,50 Meter hohen Figur legten sie auch ein aus Kunstfaser gefertigtes, rotes Tuch für den Tag der Enthüllung bei.
Zu der Feier kamen rund 200 Ehrengäste, darunter die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD), SPD-Chefin Andrea Nahles und der Vizeminister des Informationsbüros des Staatsrates der Volksrepublik China, Guo Weimin.
Zeitgleich gab es Proteste und Demonstrationen von Marx-Gegnern und Befürwortern. Mehrere Hundert Kritiker hatten sich rund um das Denkmal versammelt. Es steht auf einem Platz in der Nähe der Porta Nigra. Das frühere römische Stadttor ist das Wahrzeichen von Trier. Es gab heftige Kritik daran, dass die Stadt eine Karl-Marx-Statue aus China in dieser Größe an diesem Platz aufstellt.

Marx-Befürworter in Trier
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERSLaut "Trierischem Volksfreund" wollte die Stadt ursprünglich gar keine so große Statue. Angedacht war demnach eine kleine, etwa lebensgroße Figur gegenüber des bestehenden Karl-Marx-Hauses. Dann habe es aus China aber geheißen, dass das Geschenk viel größer werde.
Nahles will Marx' Thesen in die Gegenwart übertragen
Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, war am 5. Mai 1818 in Trier geboren worden und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens dort. Ministerpräsidentin Dreyer sagte: "Das Geschenk aus China empfinde ich als eine Säule und Brücke der Partnerschaft." Das Jubiläum sei eine Gelegenheit, neu auf Marx zu blicken und sich mit ihm auseinander zu setzen.
Am Samstagmorgen hatte es bereits eine Feier im Geburtshaus von Marx gegeben. Am Nachmittag stand noch ein großes Bürgerfest am "Mega-Marx" auf dem Programm. Seit Samstag haben auch drei große Ausstellungen zum Marx-Jubiläum in Trier geöffnet.
SPD-Chefin Andrea Nahles sagte, Marx sei Teil der sozialdemokratischen Geschichte. Bis zum Godesberger Programm von 1959 habe sich die SPD als eine marxistische Partei verstanden. "Heute ist die SPD natürlich längst keine marxistische Weltanschauungspartei mehr, doch in ihrem Begründungspluralismus gehören auch Marx und seine Betrachtungen nach wie vor dazu", sagte Nahles.
Die Politik stehe durch die Digitalisierung vor neuen Fragen. "Und ich denke, es wäre gut, wenn wir uns an dieser Stelle die Mühe machten, Marx in einigen seiner Grundanalysen auch heute in die Gegenwart zu übersetzen", sagte die SPD-Chefin. Es gehöre zur Tradition der Arbeiterbewegung, "die technologischen Veränderungen, die destruktiven Veränderungen die mit der Digitalisierung kommen, jetzt auch wieder in den Dienst des Menschen zu stellen und für die Menschen zum Nutzen zu gestalten".
Günther Jauch hadert mit Marx - und feiert trotzdem
Angesichts von Verbrechen, die unter kommunistischer Herrschaft begangen wurden, nahm Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Marx in Schutz. "Wenn jeder für das verantwortlich wäre, was in seinem Namen geschieht, dürfte Jesus Christus heute in keiner Kirche mehr hängen", sagte Wagenknecht der "Rhein-Neckar-Zeitung". Wer Marx zum Vordenker autoritärer Systeme erkläre, könne seine Aufsätze nie gelesen haben. "Marx hat an keiner Stelle eine verstaatlichte Planwirtschaft gefordert. Sein Ziel war Demokratie", sagte Wagenknecht. "Allerdings hat er schon früh das Problem gesehen, dass sehr große Vermögen Macht bedeuten, eine Macht, die Demokratie aushöhlen und zerstören kann."
Der Fernsehmoderator Günther Jauch verlas bei einer Feier vor dem Karl Marx-Haus die Geburtsurkunde des Philosophen. "Ich halte Marx für einen großen Theoretiker. Was die praktische Umsetzung angeht, da hat es meiner Ansicht nach gehapert", sagte Jauch. Ihm sei "die soziale Marktwirtschaft für die Menschen deutlich lieber als jede Form von Sozialismus oder Kommunismus". Die Feiern in der Geburtsstadt des Denkers seien aber "durchaus angemessen". "Das ist eine durchaus große und politisch-historisch umwälzende Theorie, die Marx da entwickelt hat", sagte Jauch. "Insofern, finde ich, kann man schon mal feiern."
Im Video: Trier gedenkt Karl Marx