Mehr als 1,6 Millionen Betroffene Kinderarmut nimmt in Deutschland wieder zu

In einem der reichsten Länder der Welt steigt die Zahl von Kindern in Armut: Mehr als 1,6 Millionen Mädchen und Jungen unter 15 Jahren leben laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" von Hartz IV.
Mädchen in Hinterhof ohne Schuhe: Gewerkschaftsbund fordert Aktionsprogramm gegen Kinderarmut

Mädchen in Hinterhof ohne Schuhe: Gewerkschaftsbund fordert Aktionsprogramm gegen Kinderarmut

Foto: C3828 Christian Hager/ dpa

Nürnberg - 1,64 Millionen Jungen und Mädchen sind in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. Das geht aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Im Mai 2014 lag der Anteil der von Armut betroffenen Kinder in der Altersgruppe unter 15 Jahren demnach bei 15,7 Prozent. 2012 waren es noch genau 15 Prozent gewesen, zuvor soll der Trend sogar rückläufig gewesen sein.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert deshalb ein Aktionsprogramm für Eltern, die mit ihren Kindern schon länger von Hartz IV leben müssen. "Es passt nicht zusammen, über Fachkräftemangel zu diskutieren und zugleich zuzulassen, dass etwa 1,9 Millionen Kinder unter 18 Jahren im Hinterhof unserer Wohlstandsgesellschaft in Hartz-IV-Armut leben müssen", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "SZ".

Das Aktionsprogramm soll sich den Angaben zufolge zunächst auf die 450.000 Eltern konzentrieren, die arbeitslos gemeldet sind, Kinder im Haushalt haben, Hartz IV nicht mit einem Zusatzjob aufstocken und an keiner Maßnahme eines Jobcenters teilnehmen. Solche Eltern müssten "eine neue berufliche Perspektive erhalten, auch um ihre Vorbildrolle gegenüber ihren Kindern zu stärken", forderte Buntenbach.

Dem DGB schwebe dabei vor, mehr geförderte Arbeitsplätze zu schaffen, "sofern eine Beschäftigung anders nicht möglich ist". Das Programm müssten Jobcenter, Kommunen, der Bund, Wohlfahrtsverbände und Vereine gemeinsam tragen.

Das Kinderhilfswerk hatte berichtet, in Deutschland lebten insgesamt 2,8 Menschen unter 18 Jahren in einkommensschwachen Familien - was gleichbedeutend sei mit schlechteren Startchancen im Leben. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung bezifferte in einer Studie die Zahl der armutsgefährdeten Kinder auf 2,4 Millionen. In einer Umfrage sagten zwei Drittel der Befragten, zur Bekämpfung von Kinderarmut würden sie auch höhere Steuern zahlen.

ulz/AFP
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