Immobilien, Aktien, Beteiligungen Erzbistum Köln legt Milliardenvermögen offen

Kölner Dom: Nur ein symbolischer Wert
Foto: Oliver Berg/ dpaKöln/Hamburg - Papst Franziskus ist kein Freund des Protzens. Wo immer es geht, geißelt das Oberhaupt der Katholischen Kirche den "Fetischismus des Geldes" und den "Götzendienst am Reichtum". Schon kurz nach seiner Amtseinführung vor knapp zwei Jahren äußerte er seinen sehnlichsten Wunsch: "Ach, wie sehr möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen!"
Das mit der armen Kirche könnte in Köln zumindest schwierig werden. Deutschlands reichstes Bistum hat an diesem Mittwoch erstmals eine Bilanz mit allen seinen Vermögenswerten vorgelegt - und die sind beträchtlich.
Rund 3,35 Milliarden Euro Vermögen weist das Zahlenwerk für das Erzbistum und den mit ihm verbundenen Bischöflichen Stuhl zum 31. Dezember 2013 aus. Ein Großteil davon entfällt auf Wertpapiere und Immobilien (siehe Grafik). "Mit der Bilanzvorlage lösen wir unser Versprechen umfassender Transparenz der Finanzen ein", ließ Generalvikar Stefan Heße mitteilen. Wie in einem ordentlichen Geschäftsbericht ist die Bistumsbilanz von einem Wirtschaftsprüfer testiert - den Job übernahm KPMG.
Auch wenn längst nicht alle der 27 deutschen Diözesen ihr Vermögen so offenlegen: Was den Reichtum angeht, dürfte Köln einsame Spitze sein. Zum Vergleich: Das Bistum Limburg, wegen seines früheren Protz-Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst zu trauriger Berühmtheit gelangt, kommt gerade mal auf knapp 940 Millionen Euro Vermögen.
Das Kölner Erzbistum wurde bis vor einem Jahr ebenfalls von einem umstrittenen Kirchenmann geführt: Der erzkonservative Kardinal Joachim Meisner bezeichnete sich selbst als "Wachhund Gottes". Wirtschaftlich ging es ihm vor allem darum, das Vermögen des Bistums zusammenzuhalten.
Dies ist ihm erstaunlich gut gelungen, wie ein Blick in die Bilanz von Bistum und Bischöflichem Stuhl zeigt:

- Dort finden sich zum Beispiel Immobilienanlagen im Wert von 612 Millionen Euro. Dazu gehören Schulen, Kirchen, Tagungshäuser, aber auch 277 Wohn- und Geschäftsimmobilien. Der veranschlagte Wert ist dabei eher niedrig angesetzt. Viele Kirchengebäude wurden nur mit einem symbolischen Betrag von einem Euro bewertet, da sie schon älter sind, keinerlei Erträge abwerfen und auch nicht verkäuflich sind. Das gilt auch für den Kölner Dom, der aber in einem separaten Abschluss berücksichtig wird. Andere Gebäude werden nach Herstellungskosten bilanziert, bei Wohn- und Geschäftshäusern wurde anhand der Mieteinnahmen der Ertragswert ermittelt. Ein Mehrfamilienhaus in der Kölner Innenstadt ist demnach rund 1,4 Millionen Euro wert.
- Hinzu kommen 17 Unternehmen, an denen das Bistum beteiligt ist. Der größten Posten sind dabei zwei Immobilienunternehmen: 1. Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, die insgesamt 25.000 Wohnungen verwaltet, neben Nordrhein-Westfalen unter anderem in Berlin. An ihr ist das Bistum mit 41,5 Prozent beteiligt, der Wert der Beteiligung wird mit gut 15 Millionen Euro veranschlagt. 2. Die Rheinwohnungsbau GmbH mit gut 6000 Wohnungen, die meisten davon in Düsseldorf. Der 70,5-Prozent-Anteil des Bistums wird mit 3,6 Millionen Euro veranschlagt. Beide Unternehmensbeteiligungen warfen 2013 zusammen 2,3 Millionen Euro für das Bistum ab.
- Der größte Vermögensposten ist das gut 2,3 Milliarden Euro schwere Wertpapierdepot des Bistums, das über eine eigene kleine Fondsgesellschaft mit mehreren Spezialfonds gemanagt wird. Der Großteil des Geldes ist in festverzinslichen Papieren wie Staatsanleihen investiert, Immobilienfonds machen rund 16 Prozent aus, Aktien etwa zwölf Prozent (siehe Grafik). Dabei müssen die Fondsmanager darauf achten, dass das Geld den kirchlichen Richtlinien gemäß angelegt wird und zum Beispiel nicht an Produzenten von Waffen oder Verhütungspillen fließt. Das Wertpapierdepot war 2013 ziemlich ertragreich und warf laut Bistum 3,3 Prozent Rendite ab. Das entspricht rund 77 Millionen Euro, die aber nur zum Teil (knapp 46 Millionen Euro) in den Bistumshaushalt flossen. Der Rest wurde wieder angelegt.
Auf der anderen Seite der Bilanz kann sich auch das Eigenkapital des Erzbistums sehen lassen. Darunter versteht man die Mittel, die die Eigentümer in das Unternehmen eingebracht haben plus die einbehaltenen Gewinne. Im konkreten Fall beläuft sich das Eigenkapital auf fast 2,5 Milliarden Euro. Gut 1,6 Milliarden Euro davon sind Rücklagen, die das Bistum stetig aus seinen Gewinnen bildet. Auch der Überschuss von 59 Millionen Euro, den das Bistum 2013 erwirtschaftet hat, fließt in diese Rücklagen. Mit dem Geld sollen die Instandhaltung der Kirchengebäude sowie die Pensionen von Priestern und Lehrern gesichert werden. Auch für die Kirchensteuereinnahmen, die derzeit noch kräftig fließen, sind Rücklagen eingeplant - in Zeiten zunehmender Kirchenaustritte keine abwegige Idee.
Beim Bistum ist man sich bewusst, dass solcher Reichtum Argwohn weckt. Doch am neuen Kurs der Offenheit führt sowohl für den neuen Erzbischof Rainer Maria Woelki als auch für seinen Generalvikar Heße kein Weg vorbei. Das kirchliche Vermögen diene den seelsorgerischen und sozialen Aufgaben der Kirche, sagte Heße am Mittwoch. So flössen jeden Tag rund zwei Millionen Euro an Kirchengemeinden, Caritas, Hilfseinrichtungen und Entwicklungsländer. "Damit ist die Kirche im Erzbistum nicht nur für die rund zwei Millionen Katholiken da, sondern sucht den Dienst an allen Menschen."