Konjunkturprognose
Brüssel geht von schneller wirtschaftlicher Erholung trotz Coronakrise aus
Die EU-Kommission rechnet ab April wieder mit Wachstum in der Eurozone – und begründet ihre Prognose mit dem Start der Impfprogramme gegen Covid-19. Doch das Plus fällt weniger stark aus als zuletzt erwartet.
Container im Hamburger Hafen: EU-Kommission ging im November noch von plus 4,2 Prozent aus
Foto: Daniel Reinhardt / dpa
Trotz der schweren Corona-Wirtschaftskrise erwartet die EU-Kommission ab April wieder Wachstum. Insgesamt soll die Wirtschaftsleistung in der Eurozone in diesem Jahr um 3,8 Prozent steigen, in der Europäischen Union insgesamt um 3,7 Prozent.
Diese aktuelle Konjunkturprognose fällt allerdings schlechter aus als noch im November. Damals hatte die EU-Kommission noch ein Plus von 4,2 Prozent für die Eurozone und 4,1 Prozent für die EU veranschlagt. Auch die Bundesregierung hatte zuletzt ihre Konjunkturprognose heruntergeschraubt. Statt 4,4 Prozent geht sie nur noch davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt 2021 um drei Prozent zulegen wird – nach einem Rückgang um fünf Prozent 2020.
Dafür, dass es in Deutschland und Europa überhaupt wieder bedeutend aufwärtsgeht, macht die Kommission vor allem den Start der Impfprogramme gegen Covid-19 verantwortlich. Da die sich jedoch vielerorts verzögern, könne auch die konjunkturelle Erholung leiden – und die Dauer teurer Corona-Schließungen verlängern. Und so rechnet die EU im ersten Quartal auch weiterhin noch mit weitgehenden Alltagsbeschränkungen und folglich auch einem Minus der Wirtschaftsleistung.
Solides Wachstum in der zweiten Jahreshälfte erwartet
Trotz allem bemühte sich die Kommission, Zuversicht zu verbreiten. Im Frühling werde die Erholung einsetzen und im Sommer an Fahrt gewinnen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Corona-Einbruch 2020 weniger schlimm war als erwartet. Im November hatte die EU-Kommission noch angenommen, dass die Wirtschaft in den 19 Staaten der Eurozone 2020 um 7,8 Prozent schrumpfen würde und in den 27 EU-Staaten insgesamt um 7,4 Prozent. Tatsächlich ging das Bruttoinlandsprodukt ersten Schätzungen der Statistikbehörde Eurostat zufolge in der Eurozone im vergangenen Jahr »nur« um 6,8 Prozent zurück, in der EU insgesamt um 6,4 Prozent.
»Die heutige Prognose bietet echte Hoffnung in einer Zeit großer Unsicherheit für uns alle«, teilte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis mit. Mit solidem Wachstum in der zweiten Jahreshälfte werde die EU beginnen, die Krise zu überwinden. Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sprach vom Licht am Ende des Tunnels.
Auch 2022 soll das Wachstum nach Einschätzungen der Behörde anhalten: um noch mal 3,8 Prozent Wachstum in den 19 Staaten der Eurozone sowie 3,9 Prozent in den 27 EU-Staaten insgesamt.