Konjunkturprognose Regierung erwartet dickes Lohn-Plus
Die Bundesregierung rechnet für 2012 mit einer spürbar schwächeren Konjunktur - doch die Bürger sollen das nicht spüren. Im Gegenteil: Laut offizieller Prognose wird das verfügbare Einkommen der Arbeitnehmer um fast drei Prozent wachsen.
Berlin - Deutschland bekommt die Weltfinanzkrise bald stärker zu spüren - das sagt die Bundesregierung in ihrer aktuellen Herbstprognose voraus. Im kommenden Jahr wird die Wirtschaft demnach nur noch um ein Prozent wachsen, bislang ging die Regierung von einem Wachstum von 1,8 Prozent aus. Für die meisten Deutschen wird es laut der Schätzung dennoch ein ökonomisch erfreuliches Jahr: Ihre Einkommen sollen kräftig steigen und die Arbeitslosenquote weiter sinken.
Trotz der deutlich eingetrübten Aussichten rechnet Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nicht mit einer erneuten Rezession. Deutschland bleibe Stabilitätsanker und Wachstumsmotor für Europa, sagte Rösler. Dass die Dynamik in der Wirtschaft in den kommenden Monaten dennoch deutlich nachlassen soll, liegt demnach an der Weltfinanzkrise - Rösler rechnet mit schlechten Zeiten für die Exportwirtschaft.
Laut der Herbstprognose wird stattdessen die Binnennachfrage zum tragenden Pfeiler des Wachstums - mehr Geld für die Arbeitnehmer soll also positiv auf die Gesamtwirtschaft zurückwirken. Bereits in diesem Jahr können die privaten Haushalte ein dickes Lohn-Plus von 3,2 Prozent verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt 2011 wächst laut der Prognose um 2,9 statt bisher angenommen 2,6 Prozent.
Stabiler Arbeitsmarkt
Auch auf den Arbeitsmarkt soll das geringere Wachstum nicht durchschlagen. Die Arbeitslosenquote wird laut Regierungsprognose in diesem Jahr bei sieben Prozent und im kommenden Jahr bei 6,7 Prozent liegen. Im Durchschnitt sollen weiterhin weniger als drei Millionen Bürger arbeitslos sein, die Zahl der Erwerbstätigen soll in beiden Jahren steigen.
Mit ihrer Einschätzung für das kommende Jahr liegt die Bundesregierung auf der Linie der führenden Wirtschaftsforscher: Diese hatten ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der vergangenen Woche ebenfalls drastisch von 2,0 auf 0,8 Prozent gesenkt. Auch Börsenexperten schätzen die Aussichten für die deutsche Wirtschaft inzwischen deutlich pessimistischer ein, der ZEW-Index fiel auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Finanzkrise vor drei Jahren.
fdi/Reuters/dpa