Korruption Jeder Vierte weltweit zahlt Schmiergeld

Schmiergeldzahlung (Symbolfoto): Umfrage zum Welttag der Korruption
Foto: A3794 Peter Steffen/ dpaBerlin - In Griechenland heißen sie zum Beispiel Fakelaki, in der Türkei Bakschisch: Bestechungsgeld hat weltweit viele Namen - und seine Verbreitung nimmt dramatisch zu. So hat Experten zufolge die Zahl der Korruptionsfälle in den vergangenen drei Jahren zugelegt. Dieser Ansicht waren 60 Prozent der Befragten einer Umfrage der Organisation (TI).
Einer von vier Bürgern weltweit hat demnach in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder an Behörden oder Institutionen gezahlt. Das ist das Ergebnis des Korruptionsbarometers 2010, das TI am Donnerstag anlässlich des Welttages gegen die veröffentlicht hat. Von den Menschen, die Bestechungsgelder zahlten, gab rund die Hälfte zur Begründung an, damit Probleme umgehen zu wollen. Rund ein Viertel wollte nach eigenen Angaben Behördenvorgänge beschleunigen.
Transparency International untersuchte vor allem geringere Zahlungen etwa an Gesundheitsbehörden, die Polizei oder Steuereinrichtungen. Bestechungen auf politischer oder Unternehmensebene spielten dagegen kaum eine Rolle. Befragt wurden mehr als 91.000 Menschen in 86 Ländern und Regionen.
Afrika an der Spitze
Am weitesten verbreitet waren demnach Schmiergeldzahlungen in Afrika südlich der Sahara. Hier zahlte mehr als die Hälfte der Befragten in diesem Jahr bereits Schmiergelder an korrupte Beamte. Danach folgten der Nahe Osten sowie Nordafrika, wo gut ein Drittel von solchen Zahlungen berichtete. In Europa und in Nordamerika lag der Anteil derer, die in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder zahlten, bei fünf Prozent. Bezogen auf einzelne Länder waren Afghanistan, Kambodscha und Kamerun, aber auch Indien, die Palästinensergebiete und Sierra Leone auf den vorderen Plätzen.
Besonders schlecht wird die Korruptionsentwicklung in Europa und Nordamerika beurteilt. Dort gehen 73 beziehungsweise 67 Prozent davon aus, dass die Menschen in den vergangenen drei Jahren empfänglicher für Bestechlichkeit geworden sind. Konkrete Gründe dafür nannte die Organisation nicht. Die beeinflusse noch immer die Meinungsbildung zur Korruption, sagte die TI-Vorsitzende Huguette Labelle lediglich.
EU will härter gegen Korruption vorgehen
Die EU-Kommission warnte davor, das Ausmaß der Korruption in Europa zu unterschätzen. "Es gibt in Europa keine korruptionsfreien Zonen", sagte die Kommissarin für Innenpolitik, Cecilia Malmström, der "Welt". "Korruption existiert überall und die Mehrzahl der EU-Bürger sieht Korruption als ein Problem auf allen Regierungsebenen."
Sie kündigte an, den Kampf gegen Korruption auf europäischer Ebene zu verstärken. "Die Maßnahmen, die bis jetzt in der EU ergriffen wurden, haben noch keine überzeugenden Ergebnisse gebracht." Deutlichstes Zeichen dafür sei, dass acht von zehn EU-Bürgern glaubten, dass es in den Verwaltungen ihres Landes Korruption gebe.
Die schwedische Kommissarin versprach für das kommende Jahr ein Bündel neuer Anti-Korruptionsmaßnahmen. Dazu soll eine neu gefasste EU-Strategie zur Korruptionsbekämpfung gehören sowie schärfere Kontrollmechanismen. "Ab 2012 sollen die 27 EU-Mitgliedsländer regelmäßig berichten, wie sie Korruption bekämpfen", sagte Malmström.