Kosten der Krise Reiche Deutsche wollen mehr Steuern zahlen

Wer viel verdient, soll mehr abgeben: Nach der Debatte in den USA und Frankreich fordern nun auch in Deutschland prominente Millionäre höhere Steuern. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehört unter anderem der Popstar Marius Müller-Westernhagen.
Millionärsmesse in München (2008): "Ich würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren"

Millionärsmesse in München (2008): "Ich würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren"

Foto: Andreas Gebert/ picture-alliance/ dpa

Hamburg - Forderungen nach einem höheren Spitzensteuersatz oder einer Vermögensteuer gibt es schon länger - meist kommen sie von der politischen Linken. Doch jetzt haben sich vier bekannte deutsche Millionäre in die Debatte eingeschaltet: In der "Zeit" erklären sie, sie hätten nichts gegen höhere Abgaben für Reiche einzuwenden.

"Ich hätte kein Problem, wenn der Spitzensteuersatz angehoben würde. Das bringt viel mehr als die bereits lange geführte Diskussion um eine Vermögensteuer wieder aufzuwärmen", sagte der Hamburger Versandmilliardär Michael Otto.

Der Hörgeräteunternehmer und Präsident von Hannover 96, Martin Kind, erklärte: "Ich würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren - verbunden mit der Verpflichtung des Staates, die Mehreinnahmen ausdrücklich zur Schuldentilgung zu verwenden."

Unterstützung kommt laut "Zeit" auch vom ehemaligen Hamburger Versicherungsunternehmer Jürgen Hunke: "Ich hielte eine massive Erhöhung der Erbschaftsteuer für vernünftig. Ich rede dabei nicht von dem ersparten Haus, sondern von Menschen mit Hunderten Millionen Euro."

Prominentester Vertreter der spendablen Millionäre ist Popstar Marius Müller-Westernhagen. "Ein paar Prozentpunkte mehr Steuern machen Wohlhabende nicht arm", sagte er. "Es werden sogar alle reicher, wenn die Einnahmen konsequent zur Schuldentilgung genutzt werden und Zukunft statt Zinsen schaffen." Deutschland erhebt seit 1997 keine Vermögenssteuer mehr. Der Spitzensteuersatz ist außerdem seit 1991 gesunken - von damals 60,5 Prozent (inklusive Solidaritätszuschlag) auf aktuell 45 Prozent.

Buffett will auch mehr zahlen

Mit ihrer Forderung nach höheren Abgaben sind die deutschen Reichen nicht alleine. Der US-Milliardär Warren Buffett forderte jüngst höhere Steuern für Superreiche. Nur so könne die hohe Staatsverschuldung der USA reduziert werden. "Es ist an der Zeit für unsere Regierung, dass sie Ernst macht mit den gemeinsamen Opfern", schrieb der 80-Jährige Mitte August in der "New York Times" .

Auch in Frankreich wollen Superreiche die Verluste durch die Schuldenkrise mit höheren Abgaben lindern. "Wir sind uns bewusst, dass wir vom französischen Modell und vom europäischen Umfeld in vollem Maße profitiert haben. (...) Wir wollen dazu beitragen, es zu erhalten", schrieben 16 Manager und andere reiche Franzosen in einem Beitrag, der vergangene Woche vom Nachrichtenmagazin "Le Nouvel Observateur" veröffentlicht wurde.

Für die vermögendsten Franzosen solle deswegen eine Sonderabgabe mit "vernünftigem Ausmaß" eingeführt werden. Sie müsse so kalkuliert werden, dass es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen wie einer verstärkten Steuer- oder Kapitalflucht komme. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs zählen neben L'Oréal-Erbin Bettencourt der Chef des französischen Öl-Konzerns Total, Christophe de Margerie, und die Top-Manager Frédéric Oudéa ( Société Générale) sowie Philippe Varin (PSA Peugeot-Citroën).

Die französische Regierung hat mittlerweile auf den Appell reagiert: Franzosen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 500.000 Euro sollen künftig eine Extrasteuer von drei Prozent zahlen. Sie soll gelten, bis Frankreich sein Defizit wieder unter die EU-Schuldengrenze gesenkt hat.

dis/dpa/Reuters
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