Krankenversicherung Wann Sie die Kasse wechseln sollten - und wann nicht

Jeder sechste Krankenversicherte zahlt inzwischen einen Zusatzbeitrag - ein guter Anlass für den Wechsel zu einer anderen Kasse. Doch Leistungen und Service der Anbieter unterscheiden sich gewaltig. "Finanztest" hat mehr als 100 Versicherungen auf ihre Attraktivität untersucht.
Versichertenkarten: Leistungen vor Wechsel gut vergleichen

Versichertenkarten: Leistungen vor Wechsel gut vergleichen

Foto: Daniel Karmann / dpa

Berlin - Bleiben oder wechseln? Das ist für viele Krankenversicherte derzeit die entscheidende Frage. Gut 400.000 von ihnen haben im ersten Quartal 2010 die Kasse gewechselt, berichtet der AOK-Bundesverband. Ein Grund dafür: Viele Versicherte sträuben sich, Zusatzbeiträge zu berappen. Bis zu ein Prozent des beitragspflichtigen Einkommens ihrer Mitglieder dürfen die Kassen auf die reguläre Versicherungsprämie draufschlagen. Umgerechnet sind das bis zu 450 Euro pro Jahr.

Zwölf Versicherungen erheben bereits eine Zusatzgebühr - bislang zumeist in Höhe von acht Euro pro Monat, also knapp 100 Euro im Jahr (siehe Tabelle unten). Unter ihnen sind auch große Kassen wie die DAK mit rund fünf Millionen Versicherten. Aber auch die Versicherten, die noch von Zusatzbeiträgen verschont sind, werden möglicherweise im Laufe dieses oder des nächsten Jahres zur Kasse gebeten.

Denn die Krankenkassen sind per Gesetz unterfinanziert: Durch die regulären Beiträge sind nur 95 Prozent ihrer Ausgaben gedeckt. Um die Behandlung ihrer Versicherten bezahlen zu können, müssen früher oder später wohl alle Kassen Zusatzbeiträge erheben. Deshalb hat die Verbraucherzeitschrift "Finanztest" 104 Versicherungen auf ihre Leistungen und ihren Service überprüft.

Denn beide Kritierien spielen genauso wie der Zusatzbeitrag eine wichtige Rolle bei der Frage, ob sich ein Kassenwechsel lohnt.

"Finanztest": Diese Leistungen bieten Kassen mit Zusatzbeiträgen

Kasse Zusatz- beitrag* Filialen Telefon- beratung Medizin- fragen** Fach- arzt- vermit- tlung Be- ratung zu Hause Haushalts- hilfe bei Schwer- kranken Reise- impfung
BKK advita 12 ja nein zum Teil ja zum Teil
BKK für Heilberufe 1%* 30 ja zum Teil nein zum Teil ja
BKK Gesundheit 69 zum Teil zum Teil zum Teil zum Teil ja
BKK Phoenix 4 ja ja zum Teil ja zum Teil
BKK West- falen- Lippe 1%*** 5 nein ja ja zum Teil nein
City BKK 6 ja ja zum Teil ja ja
DAK 829 ja ja ja zum Teil zum Teil
Deutsche BKK 47 ja ja ja zum Teil ja
Esso BKK 1 - zum Teil zum Teil ja ja
Gemein-same BKK Köln 1% 4 Zum Teil zum Teil zum Teil zum Teil ja
KKH- Allianz 114 ja ja ja zum Teil ja****
Novitas BKK 41 ja ja ja zum Teil ja*****
Quelle: Finanztest; * des beitragspflichtigen Einkommens; ** 24 Stunden, 7 Tage; *** maximal 12 Euro pro Monat; **** nur noch bis 1. Juli 2010; ***** bis 400 Euro pro Jahr

Das zeigen die derzeitigen Gewinner der aktuellen Mitgliederwandlung: große, servicestarke Kassen, die zum Teil umfangreiche Zusatzleistungen bieten. So verzeichneten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) nach eigenen Angaben rund 150.000 Neuzugänge zwischen Januar und März, die Barmer Ersatzkasse gewann 130.000 Mitglieder dazu, die Techniker Krankenkasse sogar 160.000.

Verbraucher sollten auch auf den Service achten

Zu den Krankenkassen mit dem umfassendsten Serviceangebot zählen laut "Finanztest" die DAK, die KKH-Allianz und die Novitas BKK. Aber auch die Deutsche BKK oder die Esso BKK sind nicht allein schon dadurch unattraktiv, dass sie Zusatzbeiträge erheben. Denn sie zahlen etwa für Homöopathie und Reiseimpfungen.

Schlechte Noten erhalten dagegen die BKK für Heilberufe und die Gemeinsame BKK Köln. Beide verlangen ein Prozent des beitragspflichtigen Einkommens als Zusatzgebühr - also bis zu 37,50 Euro im Monat. Dabei sind sie weder in puncto Service noch in puncto Zusatzleistungen besser als Kassen, die keinen Zusatzbeitrag verlangen. "Wer will, kann getrost wechseln", so das Urteil von "Finanztest".

Im Internet präsentiert die Zeitschrift eine umfassende Checkliste . Verbraucher können dort nachsehen, worauf sie bei einem Wechsel achten sollten. Denn je nach Interessenlage sind ganz unterschiedliche Angebote attraktiv. Für ältere Menschen, die an einer chronischen Erkrankung leiden, ist beispielsweise vor allem eine gute Beratung wichtig. Familien mit Kindern legen darauf Wert, dass sie auch nachts medizinische Beratung bekommen können.

ssu
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