Manipulierter Libor
Banken wollen Zinsaffäre als Team durchstehen
Banken sollen Zinssätze manipuliert haben, die die Basis für Geldgeschäfte im Wert von Billionen Euro bilden. Einige der betroffenen Institute wollen die Krise offenbar gemeinsam durchstehen: Laut der Nachrichtenagentur Reuters bemühen sie sich um einen Gruppenvergleich mit den Finanzwächtern.
Londoner Bankenviertel: Gemeinsam durch die Krise?
Foto: Lefteris Pitarakis/ AP
Zürich/Washington - Barclays kämpfte für sich allein - und zahlte eine Geldbuße von 453 Millionen Dollar. Andere Banken, die in die Affäre um manipulierte Referenzzinsen verstrickt sind, wollen sich nun zusammentun, um den Schaden zu begrenzen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Demnach bemühen sich mehrere Geldhäuser um einen Gruppenvergleich mit den Regulierungsbehörden. Die an den Beratungen beteiligten Banken wollten vermeiden, wie Barclays von Politikern und Öffentlichkeit angefeindet zu werden, sagten Insider demnach. Die Diskussionen steckten noch in der Anfangsphase, und es sei unklar, ob sich die Regulierungsbehörden auf eine derartige Übereinkunft einlassen würden.
Die Debatte unter den Banken habe bereits vor der Einigung Barclays mit den Behörden begonnen. Nicht bekannt wurde, welche Banken an den Überlegungen für eine Gruppenlösung beteiligt sind. Die weltweiten Ermittlungen richten sich gegen mehr als ein Dutzend Geldhäuser wie die Citigroup, HSBC, JPMorgan Chase und die Deutsche Bank.
Im Skandal um manipulierte Zinsen waren zuletzt vier europäische Großbanken ins Visier der Fahnder gerückt: Laut "Financial Times" sollen Händler der Banken einen Ring mit der britischen Bank Barclays gebildet haben, um den Euribor zu manipulieren, so der Verdacht. Rädelsführer könnte demnach der Barclays-Händler Philippe Moryoussef gewesen sein.
Behörden prüfen mögliche Manipulationen der Referenzzinssätze Libor und Euribor. Vor allem der Libor gilt als zentraler Zinssatz im Finanzsystem. Er zeigt an, zu welchem Preis sich Banken untereinander Geld leihen - und bildet damit die Basis für zahlreiche Immobilienkredite, Sparverträge und Anleihen im Volumen von vielen hundert Billionen Dollar.
Die Sätze werden jeden Tag neu ermittelt: Dazu melden Banken die Zinsen, zu denen sie Refinanzierungsgeschäfte mit der Konkurrenz tätigen würden. Der Durchschnitt dieser Werte ist dann der Libor für den jeweiligen Tag. Mehrere Banken sollen die Zinsen systematisch zu niedrig angegeben und so den Libor manipuliert haben. Beim Euribor wird ähnliches vermutet. Auch das japanische Pendant Tibor könnte womöglich betroffen sein.