Troika-Gespräche
Merkel rechnet nicht mit neuem Schuldenschnitt für Griechenland
Angela Merkel vertraut auf die Griechen. Die Kanzlerin erwartet, dass die Regierung in Athen die Krise mit den bisher beschlossenen Hilfen bewältigen kann - und keinen neuen Schuldenschnitt braucht.
Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel ist Spekulationen über einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland entgegengetreten. "Griechenland ist dank der sehr reformorientierten Regierung Samaras vorangekommen. Ich gehe davon aus, dass die Schuldentragfähigkeit auch weiterhin gegeben sein wird", sagte Merkel der "Süddeutschen Zeitung". Auf die Frage, ob es also keinen neuen Schuldenschnitt für das Mittelmeerland geben werde, antwortete die Kanzlerin: "Ich sehe das nicht."
Der griechische Wirtschaftsminister Kostis Hatzidakis hatte zuvor die Debatte über einen zweiten Schuldenschnitt erneut angeheizt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hat mehrfach einen solchen Schritt gefordert. Ein zweiter Schuldenschnitt würde voraussichtlich Milliardenlasten für die eingesprungenen Euro-Partner und damit vor allem für den deutschen Steuerzahler bedeuten.
Griechenland wird von der Euro-Zone und dem Internationalen Währungsfonds bis Ende 2014 mit Krediten von 130 Milliarden Euro vor dem Bankrott bewahrt. Im Frühjahr 2012 hatte es mit einem Schuldenschnitt bei seinen Privatgläubigern, vor allem Banken und Versicherungen, die Verbindlichkeiten um gut hundert Milliarden Euro verringert. Im Gegenzug für die neuen Kredite sind weitere Reformen fällig, die vierteljährlich überprüft werden.
Zurzeit werden die Voraussetzungen für die Überweisung weiterer Milliarden durch die Experten der Troika aus Europäischer Zentralbank, IWF und EU-Kommission geprüft. In der Troika gebe es eine allgemeine Unzufriedenheit über die Fortschritte bei der Reform des öffentlichen Sektors, sagte eine an den Verhandlungen beteiligte Person. "Alle stimmen überein, dass Griechenland noch vor der Euro-Gruppe am Montag liefern muss", sagte ein anderer Insider. "Deshalb müssen sie am Freitag noch einmal etwas vorlegen."
Die Finanzminister der Euro-Zone treffen nach bisheriger Planung am Montag zusammen und werden auch über die Lage in Griechenland reden. Das Land hinkt bei der Privatisierung und der Reform des öffentlichen Dienstes dem Reformplan hinterher. In dem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" bescheinigte Merkel der Regierung von Ministerpräsident Antonis Samaras gleichwohl Fortschritte.