Mindestlohn-Kontrollen Zollbeamte decken Hunderte Verstöße auf

8,84 Euro pro Stunde - so viel muss jeder Arbeitnehmer mindestens verdienen. Doch bei einer bundesweiten Kontrolle hat der Zoll Hunderte Verstöße gegen das Mindestlohngesetz festgestellt.
Zollbeamte bei Mindestlohn-Kontrollen (Archivbild)

Zollbeamte bei Mindestlohn-Kontrollen (Archivbild)

Foto: Stefan Sauer/ dpa

Bei der ersten bundesweiten Mindestlohn-Kontrolle hat der Zoll bei fast jedem zehnten überprüften Unternehmen Unregelmäßigkeiten entdeckt. Insgesamt seien rund 4500 Geschäftsunterlagen gesichtet worden, teilte der Zoll am Montag mit.

Den gesetzlichen Mindestlohn gibt es seit 2015. Er beträgt aktuell 8,84 Euro pro Stunde. Immer wieder stehen Branchen wie das Bau-, Fleisch-, Reinigungs- und Gastgewerbe im Verdacht, dass einzelne Unternehmer den Mindestlohn nicht zahlen.

Die Einsatzkräfte überprüften insbesondere Arbeitskräfte im Einzelhandel, in Gaststätten und Hotels, bei Friseuren, Fahrer im Speditions-, Transport- und Paketgewerbe sowie im Taxigewerbe.

Bei den Kontrollen seien laut Angaben des Zolls 351 Verfahren eingeleitet worden, darunter 172 wegen Verstößen gegen das Mindestlohngesetz - das kann zu hohen Geldstrafen führen. Die übrigen Verfahren betreffen demnach unter anderem das Vorenthalten von Sozialversicherungsbeiträgen und Leistungsmissbrauch.

Im Rahmen der ersten bundesweiten Kontrollen waren rund 6000 Einsatzkräfte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) im Einsatz, sie befragten dabei mehr als 32.000 Arbeitnehmer im Land zu ihren Arbeitsverhältnissen. In 3291 Fällen sind nun weitere Prüfungen erforderlich.

Im Video: Großrazzia auf deutschen Baustellen - Ausgebeutete Schwarzarbeiter

Die Maßnahme richtete sich auch gegen mögliche Schwarzarbeit. Allein 2017 betrug der Schaden durch nicht gezahlte Abgaben und Steuern rund eine Milliarde Euro. Aus Personalmangel konnten aber nur 2,4 Prozent der Betriebe kontrolliert werden. Von heute 6800 Mitarbeitern bei der FKS soll die Zahl der Mitarbeiter bis 2021 auf knapp 8500 wachsen - der für den Zoll zuständige Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will mittelfristig insgesamt bis zu 3000 neue Stellen bei der FKS schaffen.

Künftig könnte der Zuständigkeitsbereich zudem erweitert werden und auch die Fahndung nach möglichen Betrugsfällen beim Kindergeld oder bei anderen Sozialleistungen hinzukommen.

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert nach dem Vorbild Großbritanniens ein Register, in dem die Betriebe aufgelistet werden, die gegen den gesetzlichen Mindestlohn verstoßen.

kry/dpa
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