Umfrage
Selbst FDP-Anhänger wollen höheren Mindestlohn
Die FDP ist traditionell gegen eine Lohnuntergrenze - im Gegensatz zu ihren Wählern. Die befürworten laut einer SPIEGEL-Umfrage mehrheitlich einen Mindestlohn von zwölf Euro. Jedem Dritten ist selbst das zu wenig.
Niedriglohnbranche Gastronomie: Vier von fünf Deutschen befürworten Mindestlohn von mindestens zwölf Euro
Foto: Axel Heimken/ DPA
Die Deutschen sprechen sich mehrheitlich für einen gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro oder mehr aus. Derzeit beträgt die gesetzliche Lohnuntergrenze 9,35 Euro in der Stunde. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL hielten 45 Prozent der Befragten einen Mindestlohn von zwölf Euro, wie ihn SPD, Grüne und die Linke fordern, für angemessen. 34 Prozent bewerteten diesen Betrag noch als zu niedrig, 18 Prozent als zu hoch.
Dabei sprachen sich Anhänger aller im Bundestag vertretenen Parteien mehrheitlich für eine Lohnuntergrenze in mindestens dieser Höhe aus - selbst jene der FDP, die den gesetzlichen Mindestlohn traditionell ablehnt. Von ihnen hielten 43 Prozent den Betrag von zwölf Euro für angemessen, weitere 16 Prozent noch für zu niedrig. Allerdings war unter den FDP-Wählern der Anteil derjenigen, die ein solches Niveau als zu hoch bewerteten, mit 37 Prozent am größten.
Eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, wie ihn die SPD, Grüne und die Linke fordern, entspräche einer Steigerung von mehr als 28 Prozent. Es wäre eine der höchsten Lohnuntergrenzen in der Europäischen Union. Nur in Luxemburg muss derzeit mit 12,38 Euro pro Stunde noch mehr gezahlt werden. An zweiter Stelle liegt Frankreich mit 10,15 Euro. Civey befragte 5036 Menschen vom 8. Januar bis 3. März 2020 online.