Neuer Flughafenchef Mehdorn Erster Tag, erster Patzer

Hartmut Mehdorn vor Landtagsausschuss in Potsdam: Kein Verbot, schlauer zu werden
Foto: Patrick Pleul/ dpaBerlin - Es gibt Sätze, die ein Konzernlenker am ersten Tag im neuen Job nicht von seinem obersten Kontrolleur hören möchte. "Das sehen wir Herrn Mehdorn, der jetzt genau sieben Stunden im Amt ist, nach, dass er das noch nicht ganz übersehen kann", ist wohl so ein Satz. Mit diesen Worten reagierte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) auf einen überraschenden Vorschlag des neuen Chefs des Hauptstadtflughafens, Hartmut Mehdorn: Man könne ja Berlin-Tegel auch dann weiter nutzen, wenn der Großflughafen eröffnet habe.
"Muss man Tegel wirklich schließen, oder kann man nicht die Last ein bisschen gleich auf die Stadt verteilen?", sagte Mehdorn am Montag im Brandenburger Landtag. "Charterflüge in Tegel - was wäre so schlimm daran? Ist nicht so viel, die fliegen auch nicht nachts", sagte er vor dem Sonderausschuss des Landtags in Potsdam zum Flughafendebakel.
Damit brachte Mehdorn die Abgeordneten zum Staunen. Schließlich soll Tegel eigentlich geschlossen werden, wenn der neue Airport in Schönefeld in Betrieb ist. Mehdorns Spekulationen provozierten Nachfragen der Parlamentarier. "Schlauer werden ist ja nicht verboten", antwortete Mehdorn - und musste sich dann von Platzeck, dem Chefaufseher des Großflughafens, über die Rechtslage aufklären lassen: Laut Planfeststellung müsse Tegel ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme des Neubaus schließen.
"Keine tote Maus zurückschieben"
Vor dem Parlamentsausschuss kündigte Mehdorn zudem an, die Geschwindigkeit beim Neubau des Flughafens in Schönefeld zu erhöhen. "Wir müssen sehen: Welche Möglichkeiten gibt es zur Beschleunigung", sagte er. "Ich bin der Meinung, dass es die gibt." Es brauche die Bereitschaft, auch außerhalb der Norm zu denken. Mehdorn sagte, er freue sich auf seine Aufgabe, den Flughafen ans Netz zu bringen. "Die ganze Welt sagt: Es geht gar nicht. Ich sage: Es müsste gehen, aber ich weiß auch noch nicht, wie."
Am Freitag war der 70-jährige Mehdorn überraschend als neuer Chef des Großflughafens BER vorgestellt worden. Der ehemalige Bahn-Chef hatte in seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft Air Berlin zu den schärfsten Kritikern der BER-Pannenserie gehört. Mehdorn gilt als konsequenter und gradliniger Manager, vor allem im Umgang mit Politik und Interessenvertretern zuweilen aber auch als zu undiplomatisch.
Als Konfliktlinie mit Chefaufseher Platzeck zeichnet sich etwa das Ausmaß der Nachtflugverbote für den Großflughafen ab. Mehdorn erneuerte seine Absage an ein strengeres Verbot. "Als Flughafenchef kann ich nicht dafür sein." Platzeck will mehr Nachtruhe für die Anwohner erreichen und reagiert damit auf ein Volksbegehren, das der Landtag angenommen hat.
"Es ist nicht so, dass ich eine tote Maus zurückschieben wollte", sagte Mehdorn am Montag im Potsdamer Landtag. Volksbegehren seien aber Sache der Politik. Mehdorn sagte, moderne Flugzeuge würden immer leiser. "Wenn der BER offen ist, wird es weniger laut, als viele Leute glauben."