Neues Hilfspaket
Griechenland warnt vor Euro-Austritt
Die finanzielle Lage Griechenlands könnte sich in den kommenden Wochen dramatisch zuspitzen. Das Land braucht bis Mitte März dringend Geld aus dem zweiten Hilfspaket von EU und IWF. Doch die Verhandlungen stocken. Ein Regierungssprecher sieht bereits die Euro-Mitgliedschaft des Landes bedroht.
Gewitter über der Akropolis: Griechenland braucht dringend frisches Geld
Foto: dapd
Athen - Für Griechenland wird es mal wieder eng: Das Land braucht dringend frische Milliarden, um auslaufende Schulden zurückzuzahlen. Doch das Ende Oktober vereinbarte Rettungspaket über 130 Milliarden Euro wackelt. Regierungssprecher Pantelis Kapsis warnt bereits vor drastischen Konsequenzen, falls die Verhandlungen scheitern.
"Die Vereinbarung über Rettungshilfen muss unterzeichnet werden, andernfalls sind wir von den Märkten abgeschnitten und raus aus dem Euro", sagte Kapsis in einem Fernsehinterview. "Die Lage wird sich dann sehr verschlechtern."
Die Verhandlungen über das neue Hilfspaket sind noch an mehreren Stellen unvollständig. Das betrifft zum einen die Gespräche mit den Geldgebern. Mitte Januar reisen Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission nach Athen, um über die Details der Hilfszahlungen und die verlangten Gegenleistungen zu sprechen. Zu den Auflagen gehören zum Beispiel Rentenkürzungen.
Zudem haken offenbar die Verhandlungen mit den privaten Gläubigern Griechenlands, also den Banken und Versicherungen. Im Oktober war vereinbart worden, dass diese auf 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten und dem Land so 100 Milliarden Euro seiner Schulden erlassen sollten.
Doch zuletzt mehrten sich die Berichte, der vereinbarte Schuldenschnitt könnte nicht reichen, die griechische Regierung verlange nun 70 bis 80 Prozent. Das Finanzministerium in Athen wollte dies jedoch bislang nicht bestätigen. Ziel seien "die 50 Prozent", heißt es.
Die Lage Griechenlands ist ernst. Bis 20. März braucht das Land frisches Geld, weil dann alte Anleihen im Wert von 14,5 Milliarden Euro fällig werden. Am Finanzmarkt erhält der hochverschuldete Staat derzeit kein frisches Kapital. Deshalb ist er auf die Zahlungen des IWF und der Euro-Länder angewiesen. Bis Mitte März sollen 89 Milliarden Euro fließen - falls die Verhandlungen zu einem guten Ende kommen. Andernfalls droht Griechenland der Bankrott. In seiner Neujahrsansprache hatte Regierungschef Loukas Papademos bereits vor einer "unkontrollierbaren katastrophalen Zahlungsunfähigkeit" gewarnt.
Auch ein Euro-Austritt könnte fatale Folgen für das Land haben. Der Gouverneur der griechischen Notenbank, Georgios Provopoulos, hatte in einem Interview vor dramatischen Auswirkungen gewarnt, falls Griechenland zur Drachme zurückkehre. Das Land würde in einem solchen Fall wirtschaftlich ins Jahr 1950 zurückfallen.