Ehrung Nobelpreis für Wirtschaft geht an Verhaltensökonom Richard H. Thaler

Ökonom Richard H. Thaler
Foto: CARSTEN REHDER/ AFPDer Wirtschaftsnobelpreis 2017 geht an Richard H. Thaler. Der 72-jährige Wissenschaftler lehrt an der Universität von Chicago und bekommt die Auszeichnung für seinen Beitrag zur Verhaltensökonomik. Dabei geht es etwa um psychologische Faktoren, die hinter wirtschaftlichen Entscheidungen stehen.
Der Verhaltensökonom habe gezeigt, dass begrenzte Rationalität, soziale Präferenzen und ein Mangel an Selbstbeherrschung systematisch Entscheidungen und Marktergebnisse beeinflussten, hieß es in der Begründung. "Seine empirischen Befunde und theoretischen Einsichten waren maßgeblich für die Schaffung des neuen und schnell wachsenden Gebiets der Verhaltensökonomie, die einen tiefgehenden Einfluss auf viele Bereiche der wirtschaftlichen Forschung und Politik gehabt hat", schrieb die Jury. Der 72-jährige sei ein "Pionier der Verhaltensökonomie" und zeige, wie menschliche Eigenschaften die Entscheidungen Einzelner und auch Marktergebnisse beeinflussten.
Nach Ansicht von Thaler ist seine wichtigste Erkenntnis, dass Ökonomen menschlich sind. "Wirtschaftliche Modelle müssen das berücksichtigen", sagte der US-Forscher am Montag in einem Telefongespräch mit der Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie in Stockholm. Die Akademie hatte den Professor in Chicago aus dem Bett gerissen, um ihn über seine Auszeichnung zu informieren. Sein erster Gedanke sei gewesen, dass er seinen Freund Eugene Fama jetzt nicht mehr "Professor" nennen müsse, meinte Thaler. Fama hatte 2013 den Wirtschaftsnobelpreis gewonnen.

Wirtschaftsnobelpreisträger: Männer, Männer, eine Frau
Im vergangenen Jahr hatten der US-Amerikaner Oliver Hart und der Finne Bengt Holmström den Nobelpreis für Forschungen zu Vertragskonstruktionen erhalten. Ökonomen aus den Vereinigten Staaten dominieren die Auszeichnung seit der ersten Verleihung 1969. Nur ein Deutscher wurde bisher geehrt: der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten im Jahr 1994.
Die mit umgerechnet rund 940.000 Euro (neun Millionen schwedischen Kronen) dotierte Auszeichnung geht nicht auf das Testament des Erfinders Alfred Nobel zurück. Sie gilt daher nicht als klassischer Nobelpreis. Die schwedische Reichsbank stiftete den Preis 1968 nachträglich.
Verliehen wird der Wirtschaftspreis trotzdem gemeinsam mit den traditionellen Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden am 10. Dezember - dem Todestag des Preisstifters.