Klimawandel Norwegischer Staatsfonds soll raus aus der Kohle

Norwegen macht Ernst: Der milliardenschwere Staatsfonds soll sich aus dem Geschäft mit der Kohle zurückziehen. Auch die Beteiligungen an RWE und E.on stehen auf der Kippe.
Kohlekraftwerk (hier in Deutschland): Norwegen will nicht mehr

Kohlekraftwerk (hier in Deutschland): Norwegen will nicht mehr

Foto: Patrick Pleul/ dpa

Der größte Staatsfonds der Welt soll weg von der Kohle. Der Finanzausschuss des Parlaments in Oslo beschloss am Mittwochabend einstimmig, dass sich der norwegische Pensionsfonds aus Energie- und Bergbauunternehmen zurückziehen soll, bei denen das Kohlegeschäft mehr als 30 Prozent am Umsatz oder Geschäft ausmacht.

"Investitionen in Kohle können ein Risiko für das Klima und ein zukünftiges finanzielles Risiko bedeuten", erklärte Svein Flatten, Abgeordneter der regierenden Konservativen Partei, mit Verweis auf den Kampf gegen die Erderwärmung und eine mögliche Abwertung fossiler Energien.

Damit gibt die rechtskonservative Regierung, die im Parlament keine Mehrheit hat, dem Druck der Oppositionsparteien nach, Anteile an Unternehmen mit Bezug zu fossilen Energieträgern abzustoßen.

Wenn die geplanten Vorgaben in Kraft träten, müsse man sich aus 50 bis 75 Unternehmen zurückziehen, sagte Petter Johnsen, Chef-Anlage-Stratege des norwegischen Staatsfonds, am Donnerstag in Oslo. Die Beteiligungen seien zwischen vier und fünf Milliarden Euro wert. Der Fonds gehört mit jeweils etwa zwei Prozent auch zu den größten Investoren der deutschen Versorger RWE und E.on.

Umweltschützer begrüßten den Beschluss des Ausschusses, dem am 5. Juni noch das norwegische Parlament zustimmen muss. "Wir haben gewonnen! Norwegen wird verkaufen! Die Politiker schmeißen die Kohle aus dem Ölfonds", erklärte die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf Twitter.

Ein von der Regierung eingesetzter Expertenrat hatte im Dezember noch empfohlen, bei den Investitionen auch den Klimaschutz im Blick zu haben, und die Leitlinien des Fonds entsprechend zu ändern. Investitionen in Kohle-, Öl- und Erdgasfirmen sollen aber nicht grundsätzlich untersagt werden. Vielmehr müsse von Fall zu Fall geprüft werden, inwieweit ein Unternehmen dem Klima schade.

Der norwegische Staatsfonds speist sich aus den Einnahmen der Ölförderung und ist 835 Milliarden Euro schwer. Die Leitlinien des Pensionsfonds verbieten bislang bereits Investitionen in Unternehmen, die schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, Kinderarbeit ausnutzen, "besonders inhumane" Waffen fertigen oder Tabakprodukte herstellen.

stk/AFP/Reuters
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