Bericht der Bundesregierung 263.000 Menschen in Deutschland haben keine Wohnung

Wohnungsloser auf der Uferpromenade von Friedrichshafen: Rund 37.400 Menschen leben in Deutschland auf der Straße oder in Behelfsunterkünften
Foto: Felix Kästle / dpaBislang fristeten sie nicht allein im öffentlichen Raum häufig ein Schattendasein – auch in der amtlichen Statistik kamen sie nur sehr lückenhaft vor: Menschen ohne festes Obdach. Nun hat die Bundesregierung den ersten Wohnungslosenbericht vorgelegt, der diesen Umstand ändern soll. Demnach verfügten zum Zeitpunkt der Erfassung Ende Januar bis Anfang Februar dieses Jahres rund 263.000 Menschen in Deutschland über keine eigene Wohnung.
In ihrem Bericht unterscheidet die Bundesregierung drei Gruppen von Wohnungslosen:
Menschen, die in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht sind – dazu zählten rund 178.000 Personen.
Verdeckt wohnungslose Menschen, die etwa bei Freunden oder Bekannten unterkommen – diese Gruppe umfasste gut 49.000 Personen.
Menschen auf der Straße und in Behelfsunterkünften – das traf auf gut 37.000 Personen zu.
Zusammengezählt wären das mehr als 264.000 Wohnungslose – werden jedoch mögliche Doppelerfassungen sowie Minderjährige berücksichtigt, die mit ihren Eltern zusammenleben, ergibt sich schließlich die Zahl von rund 262.600 Wohnungslosen. Allerdings erhebt der Bericht wegen der schwierigen Erfassung der Menschen keinen Anspruch auf eine Gesamtschau.
Der Bericht gibt auch Auskunft über Struktur und Lebenslagen der Wohnungslosen. Mit 63 Prozent waren knapp zwei Drittel männlich, gut ein Drittel – 35 Prozent – weiblich, zwei Prozent waren divers oder es lagen keine Angaben vor. Wohnungslose Menschen ohne Unterkunft sind mit im Schnitt 44 Jahren deutlich älter als untergebrachte oder verdeckt Wohnungslose mit 32 beziehungsweise 35 Jahren.
Auch Daten zur Staatsangehörigkeit legte die Regierung vor: Demnach haben zwei Drittel der Wohnungslosen ohne Unterkunft und drei Viertel der verdeckt Wohnungslosen die deutsche Staatsangehörigkeit, alle anderen sind ausländischer Herkunft oder werden als Staatenlose eingestuft. Bei den untergebrachten Wohnungslosen haben nur 31 Prozent eine deutsche Staatsangehörigkeit. Das liegt daran, dass zum Teil auch Menschen in Flüchtlingsunterkünften dazugezählt werden, wenn sie dort mangels Wohnraum länger leben.
Ein Viertel ist suchtkrank
Geprägt ist das Leben ohne festes Obdach von vielen gesundheitlichen Problemen. Der Erhebung zufolge geben mehr als 31 Prozent der verdeckt Wohnungslosen ihren Gesundheitszustand mit »weniger gut« oder »schlecht« an, bei den Wohnungslosen ohne Unterkunft sind es 40 Prozent. Unter allen Befragten gibt mehr als die Hälfte an, an einer langfristigen Erkrankung oder Behinderung zu leiden, ein Viertel ist suchtkrank – bei denjenigen ohne Unterkunft sind es sogar 35 Prozent.
Ziel der Regierung ist es, Wohnungslosigkeit zu bekämpfen und bis 2030 ganz zu beseitigen. Mit dem Bericht lege die Regierung nun einen gesamtdeutschen Überblick über die Situation der Betroffenen vor, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD), »gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren wird die Bundesregierung daher im kommenden Jahr einen Nationalen Aktionsplan Wohnungslosigkeit erarbeiten und verabschieden«. 2024 soll ein zweiter Bericht vorgelegt werden.